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Full text of "Die haggadischen Elemente im erzählenden Teil des Korans"

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ANDOVEfl-HARVARD THBOLOOICAL LIBRARY 
CAMBRIDGE, MASSACHUSETTS 



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Scbriften, 



herausgeg^eben von der Gesellschaft zur Förderung 
der Wissenschaft des Judentums. 



Dr. L Schapiro: 



Die haggadisehen Elemente 

im 

erzählenden Teil des Korans. 



Leipzig 

BuchhandluDg Gustay Fock, G. m. b, H. 

1907, 



Schriften, 



heraasgegeben yon der Gesellschaft zar Förderung der Wissenschaft 

des Jadentnms« 



Die 



haggadisehen Elemente 

im 

erzählenden Teil des Korans 



von 



Dr. Israel Schapiro 



Erstes Heft 



Leipzig 

BuchhandlüDg Gustav Fock, 6. m. b. H. 

1907. 



A 



ANDOVEP-W ARVARD 

THEOIOGiCaL Ubrary 

/\10, MO 



Die 9,Gesellgchafl; zar FOrdenug der Wissenschaft des Jadentnms^ 

überlftsst den Herren Terfassem die Terantwortnng ffir die in 

deren Werken Torgetragenen wissenschaftlichen Meinungen. 



MEINEM LIEBEN VATER. 



Einleitung. 



Ein aufinerksamer Blick in den Koran zeigt, dass aUes^ 
was er an religiösen Begriffen^ Gedanken, sittlichen und gesetz- 
lichen Bestimmungen enthält, dem Umfange nach erheblich 
hinter dem erzählenden Elemente zurücksteht. Viele Suren 
weisen Erzählungen und Geschichten auf, deren Inhalt zum 
grossen Teil Begebenheiten und Ereignisse aus dem Leben 
biblischer Personen bilden. Neben den ErzTätem sind da 

mehr oder weniger ausführlich behandelt Loth (^ji), Josef 

(vjLwM^), Mose (^^AM^). Aron (^/), David (o^b), Salomo 

(^yUlU), Elija (g^), Jona (g*J^). Zacharia {sL/ß, BUob 

(u^t)* Diesen erzählenden Teil haben Kenner jüdischer 

Literatur noch nicht genügend auf seine Abhängigkeit vom 

jüdischen Schrifttum untersucht. Zweifellos besteht eine solche 
Abhängigkeit. Denn diese Erzählungen geben nie einen nackten 
biblischen Bericht wieder, sondern verlieren sich durchweg in 
legendenhafte Ausschmückungen. Sie sind also wohl nicht 
unmittelbar aus der Schrift geschöpft, sondern beruhen auf 
mündlicher Mitteilung und verraten, wenn man näher zu- 
sieht, den haggadischen Charakter. 

Geiger hat in seiner Preisschrift ^) zwar auch diesen 
Gegenstand berührt und manche Belegstellen für seine Ab- 
hängigkeit von der jüdischen Tradition beigebracht. Aber schon 



') Was hat Mohammed aus dem Jadentume aufgenommen? Bonn 1888. 



— 6 — 

Hirschfeld ^) hat nachgewiesen^ dass Geiger bei der Unter- 
suchung der in den Begriffen^ Gesetzen, Glaubens- und Lebens- 
ansichten des Korans sich vorfindenden jüdischen Elemente 
vieles entgangen ist. In noch höherem Masse muss konstatiert 
werden, dass die wenigen hierher gehörenden^ von Geiger 
angezogenen Stellen nicht ausreichend sind; um auf Voll- 
ständigkeit Anspruch zu erheben. Ganz natürlich ! Vor sieben 
Dezennien waren die Eorankommentare imd die darauf bezüg- 
lichen Geschichtswerke dem Abendlande noch nicht in dem 
heutigen Umfange zugänglich. Gerade diese sind aber für 
das Verständnis des erzählenden Teiles des Korans von Be- 
deutung; da Mohammed teils aus Vergesslichkeit^ teils aus 
Unklarheit bald abkürzte^ bald Neues hinzufügte, vieles jedoch 
bloss der mündlichen Ueberlieferung überliess. Auch war es 
mit der MidraschUteratur damals nicht so gut bestellt, um 
eine eingehende Untersuchung anstellen zu können. 

Die gegenwärtige Arbeit stellt sich mm zur Aufgabe, 
die haggadischen d. h. die jüdisch - traditionellen Elemente, 
welche sich in den erzählenden Teilen des Korans vorfinden, 
zusammenzustellen und sie mit den in alten Midraschwerken 
enthaltenen Parallelen zu vergleichen. Damit ist zugleich dem 
Wunsche vieler Koranforscher entsprochen, „ die scharfsinnigen 
Untersuchungen Geiger's wieder aufgenommen zu sehen ''^). 

In vorliegender Abhandlung wenden wir uns der Person 
Josefs zu^), von dessen Lebensgeschichte im Verhältnis zu 
der anderer biblischer Personen im Koran sehr viel erzählt 
wird. Ausser einer kurzen Erwähnung XL, 36 handelt 
von Josef eine ganze Sui:e, die zwölfte, welche auch ihre 
Ueberschrift nach ihm trägt: s^sLmya Hjy^ „die Josef-Sure ''. 

Aus den Parallelen wird sich ergeben, dass fast alle Züge 
in der Lebensgeschichte Josefs, die Mohammed selbst „als 



^) Jüdisehe Elemente im EorSn. Berlin 1878. 
^ Nöldeke, GeBchiohte dea Qorftns, 1860, p. 6 Anm. 
*) Eine Berücksichtigung der anderen bibl. Personen behalten wir 
uns f&r spätere Zeit Tor. 



— 7 — 

die schönste'' ija*ajii\ ^j*^ (V. 3) bezeichnet, in jüdischem 
Boden wurzeln. Die Josef-Sure liefert ausserdem einen kräf- 
tigen Beweis dafür, wie sehr Mohammed unter dem Einflüsse 
der Juden gestanden hat. Denn der Umstand, dass Moham- 
med sich mit Josef eingehend beschäftigt und alle in dessen 
Leben vorkommenden Ereignisse bis ins einzelne zu erzählen 
sucht, lässt sich nur darauf zurückführen, dass die Geschichte 
Josefs bei den Juden sehr beliebt war. Den Juden war 
nämlich Josef in der Zusammenfassung seiner Erlebnisse der 
echte Sohn ihrer Geschichte. Er galt ihnen als Muster der 
Gottesfurcht, Eltemverehrung, Bruderliebe, Klugheit, Demut 
und anderer guten Eigenschaften. Vor allem stellte die Hag- 
gada Josef durch alle Zeiten als Vorbild des jüdischen Volkes, 
seines Heiligtums, seiner Propheten, Lehrer u. s. w. hin, so 
dass man in den Tagen schwerer Verfolgung voll Gottver- 
trauen auf die Geschichte Josefs hinwies und aus ihr Trost 
schöpfte^). Die Geschichten über Josef lebten gewiss auch 
im Munde der Juden des Hi^äz. So war es natürlich, dass 
Mohammed sie kannte und sie in sein Gebäude aufzunehmen 
für zweckmässig fand. Er sah sich geradezu genötigt, auf 
solche Stoffe einzugehen, zumal da die Juden, um ihn in Ver- 
legenheit zu bringen, Fragen aus der Lebensgeschichte Josefs 
an ihn zu richten pflegten^). Freilich, nachdem Mohammed 



>) Vgl. Hamburger, Real-Encycl. f. Bibel und Talmud. Bd.Iy 1870, 
S. 607. 

*) Vgl. ZamabSari p. f1., Z. lOflf.; pJ^ ytä 0^1 pLJLfc ^1 

Uu^^, iuld iu^ ^^JJt vLä)ÜI k3^ LÜjil ♦ . . U^^. äaLs. »Die jü- 

dischen Gelehrten sagten zu den Grossen der Götzenverehrer: Fraget 
Mohammed, weswegen Jakobs Haus aus Syrien nach Egypten wegzog, 
und nach der Jose&geschichte ... Da offenbarten wir dieses Buch, in 
dem sieh die Jose&geschichte findet^ Die Eoranausleger teilen gelegentlieh 
auch Fragen mit, die angeblich von Seiten der Juden aus der Geschichte 

Josefs an Mohammed gerichtet wurden. So z. B.: ^^jiJIao (s^^ C5^' 



— 8 — 

sich entschlossen hatte, die Geschichte Josefs Torzatragen, 

stellte er die Sache so dar, als sei ihm die vju^ 'm^ ge- 

offenhart worden (V. 3). Er sei nicht dahei gewesen^ könne 
sie also nur durch direkte Offenharung erfahren haben (V. 103). 
Da ihm aber die Geschichten und Sagen ^) nur durch mündliche 
Ueberlieferung bekannt waren^ so musste ihre Wiedergabe 
bei ihm mehr oder weniger von der jüdischen Gestalt ab- 
weichen^ was leicht begreiflich und erklärlich ist; weil er sie 
aus dem Gedächtnis vortrug. Wenn sogar Gesetze^ Redens- 
arten und einzelne Ansichten^ die doch immer kleineren Um- 
fang haben und dem Gedächtnis genügende Anhaltspunkte 
bieten^ bei ihm verworren und unklar blieben^ so musste dies 
bei Erzählungen erst recht der Fall sein. 

Die Sure XII. gewinnt noch bedeutend mehr an Umfang 
und Ausdehnung bei den Auslegern des Korans; jeder Vers 
wird durch Zusätze und Auslegungen merklich bereichert. 
Die Kommentatoren und Erzähler wissen auch für jede in 
dem Josefsdrama handelnde Person einen bestimmten Namen 
einzusetzen^ während Mohammed sogar Personen^ die eine 
Hauptrolle spielen, anonym liess. Wir haben die Ueber- 
lieferungen der Koranausleger^ sofern ihr Ursprung sich als 



m 

• * * ^U^b s^j^\ ^1 ^^yik v:>üt J^ v5li^ (Tabarl, dsmi^-albsyän 

Xn, p. Aö, Z. 6 ff.; ZamabSari, p. fit, Z. 28 ff.; Ta*labi, p. v*). „Es 

kam zum Propheten ein Jude . . . und sprach zu ihm: 0, Mohammed! 
Erzähle mir, wie die Namen der Sterne hiessen, die Josef sich vor ihm 
neigen sah. Der Gesandte Gottes schwieg und gab ihm nichts zur Ant- 
wort. Da kam Gabriel und teüte ihm die Namen mit. Er liess darauf 
(den Jaden) holen und sagte: Wirst du gläubig, wenn ich dir ihre 
Namen mitteile? . . .^ 

^) Der fär Erzählungen des Korans oftmals gebrauchte Ausdruck 
„Sage" ist nicht im strengen Sinne des Wortes zu nehmen. 



— 9 — 

jüdisch nachweisen liess, in unserer Untersuchung mitauf- 
genommen und mit den entsprechenden Parallelen verglichen. 
Denn die Ausdeutungen und die Zusätze zu der Sure von 
Seiten der Ausleger bilden nicht etwa zwei verschiedene 
Zweige, sondern gehören nach Ursprung und Wesen eng zu- 
sammen. Wollen sie doch so ziemlich alle aus der aller- 
altesten Zeit des Islams herrühren und gehen auch grösstenteils 
auf alte Autoren zurück. Häufig sprechen sie ja ausdrücklich im 

Namen des Propheten ij^\ ^^) oder seiner Gefährten (^ 

Benutzte Kommentare und Qeschichtswerke: 
Zamahäari'), Bai^awP), Talabi«), Tabari*), Ihn al-Aür»). 
Der Kommentar des (^^xJ^ ^tjfti^ den Geiger schon be- 
nutzt und dessen Verfasser er irrtümlich mit Elpherar be- 
zeichnet hat, stand uns leider nicht zur Verfügung. 

Benutzte jüdische Quellen: 

Talmud Babü, Wüna 1880—85. 
Talmud Jeruschalmi, Zitomir 1860—67. 



1) oUXJ! T. I, Cairo 1807. 

^) ed. Fleischer, Bd. I. Wir zitieren ihn und fähren von ihm 
Stellen nur dann an, wenn sein Vorgänger Zahma^Saii nicht davon redet. 

») pLcu^t ^jaj^ Cairo 1806. 

*) Q^-^^It 5^'>^ Kommentar zum Koran. Abschnitt XII — ^Xni, 

Cairo 1901— -8; Chronikon T. I, 1, ed. Barth, Leiden 1879. Den Kom- 
mentar zitieren wir unter dem Namen dämi'-albsgän; das Chronikon unter 
dem Namen des Autors. 

») JwtÜül ^rf;lÄJt I. IL Büläq 12ro. Da Ihn al-Atir im wesent- 
lichen ein Auszug von Tabari's Chronikon ist, so zitieren wir ihn nur da, 
wo er Stellen anführt, die Tabari nicht hat. Vgl. Brockelmann, Das Ver- 
hältnis von Ibn-el-Atirs kämil fit-ta'ri^ zu Tabaris A^bär errusul wal- 
mulük. Strassburg "1890. 



— 10 — 

Midrasch Rabba, Wilna 1878. 
Midr. Tanchuma, ed. Buber, Wilna 1885. 
Midr. Tanchuma genannt Jelamdenu, Wien 1863^). 
Midr. zu den MegiUot, Wilna 1878. 
Midr. Tehillim, ed. Buber, Wilna 1891. 
Midr. Samuel, ed. Buber, Ej*akau 1893. 
Midr. Mi8chle,'ed. Buber, Wilna 1893. 
Midrasch hagadol, ed. Schechter, Cambridge J902. 
Targum Onkelos, ed. Berliner, Berlin 1884. 
Targum Jonathan ben Usiöl zum Pentateuch, ed. Ginsburger, 
Berlin 1903. 

Mechilta d'R. Ismaöl, ed. M. Friedmann, Wien 1870. 
Pirke d'R. Elieser, ed. Luria, Warschau 1852. 
Pesikta Rabbati, ed. Friedmann, Wien 1880. 
Pesikta d'R. Kahana, ed. Buber, Lyck 1868. 
Seder Elijahu rabba und Seder Elijahu sutta, ed. Friedmann, 
Wien 1902. 

Bet ha-Midrasch, ed. A. Jellinek, Leipzig-Wien 1863 — 57. 
Midrasch Lekach tob von Tobija ben Elieser, ed. Buber, 
Wilna 1880. 

Jalkut Schimeoni, Warschau 1876 — 77. 
Aggadath Breschith, Warschau 1876. 
Seder Olam rabba, ed. Ratner, Wilna 1897. 
Hagiographa chaldaice, ed. P. de Lagarde, Lipsiae 1873. 
The chronicles of Jera^meel, ed. Gaster^ London 1899. 

Den jüdischen Werken Hesse sich noch das schon von 
Geiger in seiner angeführten Arbeit berücksichtigte Sefer 
Hajaschar anreihen. Wir haben jedoch auf dieses uns auch 
vorliegende Buch (ed. Konstantinopol 1728) keine Rücksicht 
genommen, da ein Verdacht für seine Abhängigkeit von ara- 
bischen Quellen besteht. Nach Zunz^) hat der Verfasser des 



^) Zum Unterschied vom ersteren zitieren wir diesen Tanchuma 



nach seinem Beinamen „Jelamdenu". 



^) Gottesdienstliche Yortr&ge der Juden. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 
1892. p. 163 ff. 



— u — 

Sef. Haj.^ das zu Ende des elften Säculums abgefasst worden 
sein mag^ nebst der Gemara, Midrasch^ Beraitha und sonstigen 
jüdischen Werken auch arabische Autoren benutzt. 

Eine besondere Anziehungskraft besass die Josefs- 
geschichte auch für die christlichen Völker des Orients. Sie 
sahen in der biblischen Erzählung von den Schicksalen Josefs 
eine ergibige Fundgrube ffir religiöse Betrachtung. Die christ- 
lichen Theologen fassen Josef als Typus der Person Christi, 
da das Schicksal beider eine gewisse Analogie aufweist^). 
Sie halten sich im allgemeinen ziemlich streng an den bib- 
lischen Text und knüpfen an diesen homiletische Betrachtungen. 
Vielfach verwenden sie zu diesem Zwecke auch haggadische 
Elemente. Die christlichen Homilien sind zu unserer Unter- 
suchung nur herangezogen worden^ soweit sie der arabischen 
Ueberlieferung entsprechen^). Vor allem nahmen wir Be- 



1) Vgl. Ephraem „De laudibos Josephi*' (Opp. T. n. Gr. et lat 
p. 21 £f.); Ambrosius „De Josepho Patriarcha". Aphraates (Hom. XXI, 

p. 408) beginnt seine Parallele mit den Worten: )^a^9 ).s^99 i qffyfii 

).s^99 ^a^ä^j 001 „Der verfolgte Josef ist das Vorbild des yerfolgten 

Jesus"; ähnlich der von der Haggada angestellten Analogie zwischen 
Josef und Zion: \wih y*i*M t\üvh y*i^MtBf no h^ „Alles was Josef begegnete, 
begegnete Zion*" (Tanch. z. Gen. p. 105 b; Jalk. z. Malachi §689). Eben- 
so erblicken die arab. Autoren in den Lebensereignissen Josefe eine An- 

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spielung auf die Mohammeds: Jc*.^U ^JLc /JLx-(^ ^^M ^t \jaÄ Uit 

ijh ^ '^5; /^ o^^ "^^ f^Äx^^oN, i^ Ä^t ^3 v-^^^ jAi> 

w w w w w 

•au ^^Läx] „Allah erzählte dem Mohammed die Geschichte Jose&, wie 

seine Brüder bei Erwähnung seiner Träume gegen ihn frevelten und 
ihn beneideten, damit der Gesandte Grottes für den Frevel und Neid seiner 
Leute, als ihn Gott mit seinem Prophetentum auszeichnete, darin Trost 
finde." (6ämi'-alb^'än XII, p. a1, Z. 4 v. u.; Zam. p. fli* unten). 

^) Andere in der Patrologia vorkommende haggad. Stellen, die sich 
auf Josef beziehen und von anderer Seite noch nicht beachtet sind, haben 
wir am Schlüsse in einem Anhang mit den entsprechenden Parallelen 
angeführt 



— 12 — 

zug auf Ephraem Syrus^)^ der sich mit der Josefsgeschichte 
eingehend befasst; femer auf Hieronymus') und Aphraates '). 
Ausserdem berücksichtigten wir die Darstellung der Geschichie 
Josefs, die Basilius dem Grossen aus Cäsarea (f 379)^) und 
Mar Narses (f 496)^) zugeschrieben wird, und die Scholien 
des Barhebraeus zur Genesis^). 

In späterer Zeit haben sich auch die persischen Dichter, 
namentlich Firdussi^) und Dschami^), dieses biblischen Stoffs 
bemächtigt und die Geshichte Josefs bearbeitet Bei diesen 
finden sich ebenfalls jüdische Elemente, worauf wir jedoch 
in unserer Untersuchung leider nicht eingehen konnten. 

An dieser Stelle erfüllt der Verf. die angenehme Pflicht, 
seinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Dr. Theodor 
Nöldeke sowohl für die Anregung zur vorliegenden Arbeit, 
als besonders für die liebevolle Förderung seiner Studien an 
der Kaiser-Wilhelms-Universität seinen aufrichtigen und tief- 
empfundenen Dank auszusprechen. Herr Prof. Nöldeke hatte 
auch die Güte, die Abhandlung an vielen Stellen mit seinen 
Anmerkungen zu begleiten, die durch ein iu Klammern ge- 
setztes N. kenntUch gemacht sind. 



^) Opera omnia. T. I (syr. et lat.) Rom 1787; T. n (gr. et lat.) 
Rom 1748. Ausserdem das lange, Ephraem zugeschriebene Gedicht über 
Josef, unter dem Namen „Saint Ephrem, Histoire compl^te de Joseph. 
Po^me en douze liyres" herausgegeben von Bedjan (auf dem Titelblatt 
nicht genannt) 2. Aufl. Paris 1S91. Vgl. darüber die Recension von 
Th. N(öldeke) zur ersten Auflage im Literarischen Centralblatt 188S No. 1- 

*) Patrologia latina, ed. Migne, 1846. 

^ The Homilies of Aphraates, ed. Wright, London 1869. 

^) Aus der Sachau'schen Sanmilung der Egl. Bibl. zu Berlin: Die 
Geschichte Jose£9, angeblich yerfasst von Basilius dem Grossen aus G&sarea. 
T. I, ed. Weinberg, Halle 1898; T. n, ed. Link, Berlin 1895. 

*) Die Geschichte Josefs Ton Mar Narses, ed. Grabowski, Berlin 1889. 

•) ed. Uhry, Leipzig 1898. 

^ Vgl. Schlechta-Wssehrd „Aus Firdussi's religiös -romantischem 
Epos Jussuf und Suleicha" in ZDMG. Bd. XLI, S. 677 ff.; dazu Grünbaum, 
das. Bd. XLm. 

*) „Josef und Suleicha" übers, t. Yineenz t. Rosenzweig. Wien 1824, 



v-Ä*«»J 8j^*< 



„Die Josef- Sure" 



V. f. 



Li^ -Äft Jcs>! \:iA^\j ^1 M>^\ L ÄJü^ vjbwj^ oLs 



o J >oS^ ^^jc»^^ ^ o S «e^ 



»Josef sprach zu seinem Vater: Vater, ich sah 
eK Sterne^ und die Sonne und den Mond sah ich sich 
vor mir neigen!** 

Die Sure selbst hat im V. 101 nur eine Andeutung, 
wer unter den elf Sternen, der Sonne und dem Mond zu ver- 
stehen sei. Ausgeführt findet sich die Traumdeutung bei den 
Auslegern. Aehnlich der Genesis (37, 10) beziehen sie die 
Sonne und die elf Sterne auf den Vater und die elf Brüder, 
unter „dem Monde** aber verstehen sie nicht die wirkliche 
Mutter Josefs, Rahel, die zur Zeit des Traumes bereits tot 
war, sondern eine Muhme ^), die ihn nach dem Tode seiner 
Mutter erzogen haben soU: 

„Die Sterne sind seine Brüder, die Sonne und der Mond sein 
Vater und seine Muhme.** 



*) oOU vX3 ooiy Juo^l, kA ^ iüÜL> ^1 Vgl. auch Gen. 85,19. 

[Mohammed hat hier vielleicht in aller NaivitSt das Richtige gedacht und 
die wirkliche Matter gemeint, ganz wie der ursprüngliche Erzähler, für 
den die Rahel noch nicht tot war. Vgl. Gen. 44, 20. N.] 

>) Zam. p. f\ Z. 27; ÖSmi<-alb. XII, p. aö, Z. 81. 



— 16 — 

Diese ist es auch^ die in dem Ausdruck ilj^I (V. 100 

u. 101) „seine Eltern** mit gemeint wäre: (*W (^^ *4y 
»Die Erzieherin wird Mutter genannt**. 

Aehnlich ist die Auslegung der Haggada^ die das "ptn der 
Schrift nicht wörtlich auffasst^ sondern gleichfalls an eine 
Pflegemutter denkt: 

DT^io ta'HDTi . . . nno TM i»» vhm . . . f n«i -p«! ••:» «n) «lan 

„Sollten wir etwa kommen^ ich mit deiner Mutter und 
deinen Brüdern u. s. w. (Gen. 37, 10). Seine Mutter war 
doch bereits gestorben! . . . Die Worte beziehen sich auf 
Bilha, Raheis Magd, welche ihn wie seine eigene Mutter er- 
zogen hatte.** 

Auf eine Uebereinstimmung mit den Haggadisten auch 

in Bezug auf die Person der Pflegemutter lässt sich aus 

folgender, bei Zamahsari angeführten Tradition schliessen: 

(■ J.A>t^ L^Ä3-f J^y UJ v:>JL^' Uid „Nachdem Lea gestorben 

war, heiratete er (Jakob) ihre Schwester Rahel.** Hiemach 
ist wohl eher an Raheis Magd, als an eine Muhme, die ja 
nur Lea sein konnte, zu denken. 

Dasselbe lässt sich bei den Erzählern annehmen. Wäh- 
rend sie bei der Erklärung des lu^t als Mutter eine Muhme 

und zwar die Lea angeben^), sprechen sie bei der Traum- 
auslegung, wo es zu zeigen gilt, wer unter ^äJt „dem Mond** 

zu verstehen sei, gar nicht von einer solchen, sondern von 



>) Zam. p. f AV, Z. 80. Vgl. Geiger a. a. 0. p. 150. 
^ Gen. rab. 84,11; Midr. hag. p. 561; Lek. tob I p. 94b; Jalk. 
z. Gen. § 141. 

•) Zam. p. fll* unt. 



sü! f^g4.M^ LJ Ta4abi p. aa, Z. 5; Tabari p. fU. 



— 17 — 

einer vy^ ^'y*' „Frau Jakobs** schlechthin, was der Ver- 
mutung Raum gibt; dass sie ebenfalls an Bilha gedacht haben 
mögen. Nach ihnen habe nämlich eine Frau Jakobs die 
Träume mitangehört, die Josef seinem Vater mitteilte. Jakob 
ersuchte sie, davon den anderen Kindern nichts zu erzählen. 
Sie versprach zwar, das Gehörte geheimzuhalten, teilte es 
aber doch den Kindern mit, als diese von der Weide heim- 
kehrten. Voll Zorn erwiderten sie ihr: 

„Unter der Sonne verstand er nur unseren Vater, unter dem 
Monde nur dich, und unter den Sternen nur uns.** 

Andererseits kennt Talabi eine Ansicht, nach der &j^t 
Jakob und Rahel bedeuten. Danach wird der Mond auf die 
wirkliche Mutter bezogen: 

„AI- Hasan sagte: Allah hat Rahel, Josefs Mutter, aus ihrem 
Grabe auferstehen lassen, damit sie sich vor ihm neige und 
der Traum sich so in allen Stücken erfülle.* 

Diese Ansicht ist, wie es scheint, den anderen arab. 
Autoren nicht bekannt. Insofern sie aber den Mond auf 
Rahel bezieht, deckt sie sich mit der Auffassung Ephraems: 

1) Ta*l. p. V», Z. 14; Ibn al-Atir, p. öf. 

») Ta*l. p. AA, Z. 6. 

') Op. T. I. p. 89 A. — Ebenso nimmt Barhebraeus das ^om der Schrift 
wörtlich, nur löst er den anscheinenden Widersprach auf andere Weise. A.a.O. 

p. 16: j^Vi4, Ol ^ ^«^f«^ ififiOfi imS|iiO ]iaiao |^Vi4> ]oio 

2 



- 18 -- 

«äie vethöhnten seine Träume^ indem sie sagten: wie 
käme denn Rahel^ die gestorben ist^ dazu^ sich vor ihm zu 
neigen? Aber da Mann und Weib, wie es heisst^ ein Leib 
sindy so neigte sich schon mit Jakob, der mit der Sonne ver- 
glichen wird, an der Spitze seines Stammes auch Rahel, die 
dem Monde glich, wenn sie sich auch (augenscheinlich) nicht 
neigte. • 



V. ö et 1 . 






^ «• V « 



»Er sprach: 0, mein Sohn, erzähle diese Traumerschei- 
nung deinen Brüdern nicht . . . Demzufolge wird dein 
Herr dich auserwählen und dich die Deutungskunst von 
Erzählungen lehren und seine Huld über dir und über 
dem Geschlechte Jakobs walten lassen, so wie er sie 
gegen deine Voreltern Abraham und Isaak walten liess. *" 

Jakob fasste den Traum nicht als eine leere Erscheinung 
auf, sondern erblickte vielmehr dann eine Ankündigung später 
eintretender grosser Ereignisse in Josefs Leben, in dem der 
Traum einst Verwirklichung finden werde. 






— 19 — 

UL- «L» «i« vJUh o' t5^ ^;^' *^^ r^--^' »*^ V>««rf >-V 

^^Jakob erkannte^ dass der Traum darauf hinwieS; dass 
Gott dem Josef eine Fülle von Weisheit zuteilen, ihn fürs 
Prophetentum erwählen und ihm eine hohe Stellung verleihen 
werde ... da befürchtete er seiner Brüder Neid und FreveL • 

So auch die rabbinische Ansicht: 

.(2 j;ist, Qs-i;3^n {'•Tnjtt' D"'-^Dnn n» niott^ n-ioi» i^npn mn iDin n» lött^ rnw 

„Und sein Vater merkte sich die Worte (Gen. 37, 11). Der 
heilige Geist sprach: Beachte die Worte, denn sie werden 
einst eintreffen.** 

Welche hohe Bedeutung Jakob dem Traume beimass, 
geht femer aus Folgendem hervor: 

„R. Levi sagt: Er (Jakob) nahm ein Schreibrohr und schrieb 
sich auf, an welchem Tage, in welcher Stunde und an welchem 
Orte (der Traum stattfand).** 

Nach einer arab. Tradition bestand die von Jakob vor- 
ausgesehene künftige Grösse Josefs unter anderem in seiner 
Auser wählung zur Herrschaft: 

„Dein Herr wird dich auserwählen — zum Prophetentum und 
zur Herrschaft.** 

Auch in der Haggada kommt dies znm Ausdruck: 

.(^nn ^30 vm 3m« m ysh ^p^öf? rnv jmw vitnoa 

>) Zam. p. f*ir, Z. 8. 

^) Gen. rab. 84, 12 ; Jalk. z. Gen. § 141. 

») 11. cc; Lek. tob I p. 94 b. 

*) Bali, zu V. I», p. fot* . 

*) Pirke d*R. Elieser, c. 88, p. 88 b, mit Bezug auf Gen. 87,8; 
Jelamd. p. 42 b. 



- 20 - 

„War denn Josef das jüngste Kind? Benjamin war es 
doch! Nur weil er in seinem Prophetengeiste voraussah, dass 
er (Josef) einst zur Herrschaft gelangen werde, liebte er ihn 
mehr als alle seine anderen Kinder/ 

Ebenso Ephraem. In seinem Gedichte lässt er Jakob 
schon in der Erwiderung an seine, des Traumes wegen er- 
zürnten Kinder darauf hinweisen: 



»Meine Söhne! mildert eure Gedanken, da mit Träumen 
niemand einen Kampf führen kann. Denn ihn vermag sein 
Herr zu schützen, der ihn im Schlafe zum König machte/ 



V. A. 






> -» -» ■* 

I» * " 

„Sie sagten: Wahrlich, Josef und sein Bruder sind un- 
serem Vater lieber als wir, obgleich wir (an Zahl) eine 
Schaar bilden. Wahrlich, unser Vater befindet sich in 
einem offenbaren Irrtum.'' 

Nach der Auffassung Mohammeds glauben die Kinder 
Jakobs, dass ihr Vater sich auf einem Irrwege befinde, wenn 
er seine Gunst Josef in grösserem Masse schenke als ihnen. 



^) Eist. d. Job. p. 16. Vgl. auch Mar Narses, a. a. 0. p. 6: 



— 21 — 

Diese Charakterisierung hat Anklänge an viele Sagen 
und Sprüche der jüd. Tradition^ in denen das Verhalten Jakobs 
gegen Josef und dessen Brüder als schwerer Fehler scharf 
verurteilt wird. Ja, die Handlungsweise Jakobs erscheint den 
Rabbinen so verwerflich, dass sie bei dieser Schriftstelle die 
Eltern vor einem schweren Erziehungsfehler zu warnen für 
nötig halten: 

ppi'.S apr rm^ d"»!» wns '•"jn^ rao p rm^ vhv^ on» fi3r 

«Niemand soU ein Kind vor dem andern bevorzugen, denn 
wegen des Aermelrockes, den Jakob dem Josef gemacht hatte, 
»hassten ihn seine Brüder" u. s. w. (Gen. 37,4)." 

Und nicht allein die Schuld an den schlimmen Folgen, 
die Josef trafen, wird Jakob zugeschrieben; er wird auch als 
Urheber der späteren Leiden des Volkes Israel im Lande 
Egypten angesehen: 

w^ru ra tki^ö nnr ^"h apr ps^ n^'o d'V^d "»^^ ^P^ö ^'^^3 

.po'-üfoS vnn« IT»"»! Tann hhyr^ rn« m 

„Wegen eines Gewichtes von zwei Sela'im Wolle, die Jakob 
dem Josef mehr als seinen anderen Söhnen gegeben hatte, 
wurden diese auf ihn neidisch, und so kam es, dass unsere 
Väter sich in Egypten niederliessen." 



^) Gen. rab. 84,8; Tanch. z. Gen. p. 94 b. 

*) b. Sabbath 10 b; Megilla 17 b; Midr. hag. p. 550; Bet ha-Midr. 
m p. 115; Jalk. z. Esther § 1059. 



■»•^ 



— 22 — 



V. 1. 

»Tötet den Josef oder schafft ihn in ein (fernes) Land. 
Das Antlitz eures Vaters wird dann euch angehören; und 
ihr werdet glückliche Menschen.* 

Die Kommentatoren wissen für den Ratgeber einen 
Namen einzusetzen: 

„Es wird überliefert: der zur Tötung zugeredet hatte, war 
Simeon." 

Simeon gilt auch in der Haggada als Anstifter und 
Ausflihrer der an Josef verübten Tat: 

„Statt mTp"^ geschrieben mp'«! (Gen. 37,24). Das bezieht 
sich auf einen, und zwar auf Simeon. Josef vergalt ihm 
aber später dafiir, wie es heisst: und er nahm von ihnen den 
Simeon u. s. w. (Gen. 42,24)." 

Noch deutlicher in folgender Haggada mit Bezug auf 
Gen. 42,24: 



») Zam. p. fT, Z. 11. 

^ Qten. rab. 84,16 (schon von Grünbaum zitiert a. a. 0. p. 21). 
Beim Ratschlage selber wird Simeon in einem seiner Brüder ein Gefährte 
zugesellt: n^i jipDBf nn »d im» ^h b^h nomi (Tanch. z. Gen. p. 92a; 
Targ. Jon. z. St.) „Sie sprachen mit einander (Gen. 87, 19). Das waren 
Simeon und Levi." [Die Zosammenstellong der Beiden beruht natürlich 
auf Gen. 49, 5 resp. 84, 25 f. N.]. 



~ 23 — 

••Ao V)W m't) 113^ lem ^^ '•äö dtd'^jS viw id«i py»«^ n« npS 

♦(^"W v^v i^»"» «f^tt' 
„Er nahm Simeon und fesselte ihn vor ihren Augen^ weil 
dieser ihn in die Grube geschleudert hatte, und trennte 
ihn von Levi^ damit sie nicht einen Anschlag gegen ihn fassten. *" 

Anklänge an diese Tradition finden sich gleichfalls bei 
Ephraem : 

„Und er fesselte Simeon vor ihren Augen . . . Vielleicht 
weil dieser sich besonders feindlich gegen Josef benommen 
hatte^ als man ihn fesselte und verkaufte.*' 



V. U. 
tiaSCiL, v^l «joL^ ^ 5^ vJU^ \^ ^ *^ JJLä 3tS 

^ • S «• > 0^ 

„Einer von ihnen sprach: Bringet den Josef nicht um! 
Werfet ihn vielmehr in die Tiefe der Grube; irgend 
welche Vobeireisende mögen ihn herausziehen. ** 

Unter dem ^^einen von ihnen^^ ist nach den Kommentato- 
ren und Erzählern Juda zu verstehen: 

.(•«4rtH yi (^^ ^ J^ 
„Es sprach einer von ihnen — das war Juda.* 



^) Gen. rab. 91,6; Targ. Jon. z. St.; Lek. tob I p. 105 b; Jalk. z. 
Gen. § 168. 

«) T. I p. 96 B. 

») Zam. l c, Z. 19; Ta*l. p. v^, Z. 30; Ibn al-Atir p. öf. 



— 24 — 

Von allen Brüdern nahm sich Juda allein Josefs an und 
verhinderte das Blutvergiessen. Er machte den Vorschlag^ 
Josef an Reisende zu verkaufen; wodurch die Brüder ohne 
einen Mord zu begehen ihre Rache befriedigen könnten. Dann 
nahm er ihnen das feierliche Versprechen ab^ nicht Hand an 
Josef zu legen. Das tat seine Wirkung, denn einige Brüder 
woUten sich nachher trotzdem an ihm vergreifen und hätten 
ihn auch getötet, wenn Juda sie nicht an das abgelegte Ver- 
sprechen erinnert hätte ^). 

Nach der Haggada ist es ebenfalls Juda, dem Josef 
sein Leben zu verdanken hatte. Zwar versuchte vor ihm 
schon Rüben mit ähnlichen Worten die Brüder zu bewegen, 
von ihrem Vorhaben abzulassen ; allein sein Eingreifen hatte 
keinen Erfolg. Es wird daher Rüben insofern Anerkennung 
gezollt, als er Gutes mit Josef im Sinne hatte ^); aber als 
tatsächlicher Retter Josefs wird Juda betrachtet. Das wird 
aus dem Segen geschlossen, den Jakob Juda erteilte: 

„Du erhobst dich über den Raub meines Sohnes (Gen. 49, 9), 
über den Raub Josefs; dadurch, dass du sagtest: was für 
Vorteil bringt es uns u. s. w. (Gen. 37, 26).** 

Wie die Haggada findet auch Ephraem in Jakobs Segens- 
worten an Juda eine Andeutung, dass dieser durch sein Ein- 
greifen den Tod Josefs verhindert hat: 



1) Zam. p. fif; Ta*l. p. vt; Tab. p. ^vf. 

^ Vgl. Pesik. rab. p. 199a; Jalk. z. Hosea § 516: n'^pn ^h *idm 
DiDwaw nn^^nh hn^v^ n« inno ^3a ]aw ym ^dh^ »y^n vn^ H^itno^ nrpa nnn 
^mnn nt nt^m „Gott sprach zu ihm (Ruhen): Du wolltest dem Vater 
seinen geliebten Sohn zurückführen. Bei deinem Leben, einer deiner 
Nachkommen wird Israel seinem Vater im Himmel zuführen. Gemeint ist 
Hosea (vgl. Hosea 14, 2 f.)."* 

") Gen. rab. 98, 7 ; 99, 8 (vgl. Grünbaum a. a. 0. p. 25). So auch 
Targ. Jonat. z. Gen. XLIX,9: T^ßa r\p^ü na «iDin n^hmp ]üx 

*) T. I, S. 107 B. — Lek. tob I p. 118a; Bat ha-Midr. V, p. 19B 



— 25 — 

, Juda, dir werden deine Brüder huldigen (Gen. 49, 8) — da 
du sie vom Blute ihres Bruders Josef abgehalten hast/ 

Buben hingegen spricht Epbraem, ähnlich der Haggada, 
nur das Verdienst zu^ zur Schonung Josefs geraten zu haben. 
So sagt er in seiner Erklärung zum Segen Mosis: 

* 

\^ jlilViS oL^A^lo \.diSOi^ oiL ofio^ oiAainnr) ^j \jlq!^ 

«Mose entsühnte in seinem Segen Buben und brachte ihn in 
die Zahl der Männer zurück; weil er Gutes in Betreff Josefs 
geraten hatte, als seine Brüder ihn toten woUten.'' 



V. tö. 



.äJI UA:>5t5 v-.*Ält M>4^ ^ Ü^Ä*^ o' lt**^!5 ^ !^^ 1-^ 

„Als sie ihn fortnahmen und beschlossen^ ihn in die Tiefe 
der Grube zu werfen, da offenbarten wir ihm . . .** 

So kurzgefasst dieser Bericht Mohanuneds ist, so aus- 
gedehnt und ausgeschmückt ist die Erzählung bei den Aus- 
legern. Sie wissen im Anschluss daran von mannigfachen 
Vorgängen zu berichten, die sich unmittelbar vor und nach 
dem Sturze Josefs in die Grube abgespielt haben soUen. 

Eine längere, angeblich von einem der AaJÜI Vi^^L^uot 

stammende Erzählung hat die Behandlung zum Gegenstand, 
die Josef seitens seiner Brüder erfuhr, als er sich mit ihnen 



haben ebenfalls zn diesem Verse diese Erklärung^. Barhebraeus schliesst 
sie, wie Gen. rab. und Jonathan, zum r\'h$ «^ <)*idd an. A. a. 0. p. 26: 

>) Ibid. S. 187 iL 



— 26 — 

allein auf dem Felde befand. In dieser wird unter anderem 
berichtet; die Brüder hätten Josef durch Steinwürfe töten 
wollen^ als er schon in die Grube hinabgestürzt war: 

.(*«^UiuS »^LääJü »^ää^^ 

, Josef begann zu weinen. Sie riefen ihn an. Da er dachte, 
dass Mitleid sie ergriffen habe^ gab er ihnen Antwort. Sie 
aber machten sich daran^ auf ihn Steine zu schleudern^ um 
ihn zu töten. "^ 

Aehnlich der Midrasch: 

ni^ii D'»ia« ^'hf o'^a'^St^oi mijfö pyot^ iTh mn -priS inw wüt^ p'^s 

, Nachdem man ihn in die Grube hineingestossen hatte^ befahl 
Simeon, grosse Steine auf ihn zu werfen^ um ihn zu erschlagen. '^ 

Eine weitere Erzählung handelt von der göttlichen 
Fürsorge für Josef in der Grube. Damit er nicht durch 
Hunger und Durst umkomme, wurde das in der Grube vor- 
handene Wasser derart schmackhaft, dass es ihm als Speise 
und Trank diente. Ein Engel befreite ihn von seinen 
Fesseln und überbrachte ihm ein Kleid, um ihn vor Kälte 
zu schützen. Dieses Kleidungsstück oder ]^ami9; wie es bei 
den Auslegern durchweg genannt wird und dem rona der 
Schrift entspricht; erfreut sich einer ganz besonderen Ge- 
schichte: 

1) Ta*l. p. vi; Zam. p. fif; 6ämi*-alb, XII, p. aI; Tab. p. ^vf, 
^) Tanch. z. Gen. p. 92 b, 



— 27 — 

„Als Abraham ins Feuer geworfen werden sollte^ wurde 
er seiner Kleider beraubt^ und er wurde nackt ins Feuer 
gestürzt. Da brachte ihm Gabriel einen l^amiß aus Seide 
vom Paradiese und bekleidete ihn damit. Der ]^ami9 ver- 
blieb bei Abraham. Als Abraham starb, erbte ihn Isaak. Nach 
dem Tode Isaaks ging er auf Jakob als Erbe über. Nach- 
dem Josef zum Jüngling herangewachsen war, fügte Jakob 
den Eami9 in ein Amulet ein und hängte es ihm um seinen 
HalS; da er das (bOse) Auge für ihn fürchtete, und er (Josef) 
trennte sich nie davon. Als er nun nackt in die Grube ge- 
stürzt wurde, kam der Engel zu ihm, während er das Amidet 
anhatte, Hess daraus den Kami9 hervorgehen und bekleidete 
ihn damit. "^ 

In der jfid. Tradition spielt die Vorsehung, die über 
Josef in der Grube wachte, gleichfalls eine grosse Bolle. 
Ebenso sind der jüd. Tradition die Beziehungen des Engels 
Gabriel zu Josef bekannt; sie reichen sogar noch weiter zu- 
rück. Schon kurz nach seinem Weggang von Jakob gesellte 
sich Gabriel zu ihm und zeigte ihm den Weg zu seinen 
Brüdern^). Indessen ist es nach einem Midrasch nicht Gabriel, 
sondern der Engel Baphael, der ihm in der Grube ein Klei- 
dungsstück bringt: 

.{h'^^2h7r\ p)hn wo ritten S«di »a rwiJta rop ih iTH 



1) Ta'l. p. vf, Z. 25; Zam. 1. c, Z. 28. Dieser f,waü9 soll es 
nach einer Ueberlieferung anch gewesen sein, durch welchen Jakob wieder 

sehend wurde. Vgl. Zam. p. f a1 , unten. 

«) In Pirke d'R. EL c. 88, p. 89 a; Jalk. z. Gen. § 141 etc. wird 
der Mann, der Josef unterwegs irrend antraf (Gen. 87, 16), mit dem Engel 
Gabriel identifiziert: ^K^on ^»naji nt — r«H inmtDn. Targ. Jonat. z. St. : 
mnji niDin h»^^ nmavm So auch Basilius a. a. 0. T. I, p. 19: 

') Bet ha-Midr. Y, S. 167. Der Engel, der zu Abraham in den 
Feuerofen trat, ist auch nach diesem Midrasch Gabriel. Vgl. das. I, p. 84, 



— 28 — 

„Er hatte ein Amulet am Halse ; da kam Raphael und machte 
daraus ein Kleid und zog es ihm an."* 

Von v^tycjt \jaji4Jii\ meldet die jüd. Sage bei dieser 

Gelegenheit zwar nichts, sie kennt aber wohl ein von Ge- 
schlecht zu Geschlecht sich vererbendes rora, dessen Herkunft 
auf Adam zurückgeführt wird, das also als aus dem Paradies 
stammend angesehen werden kann, wie aus folgender Haggada 
zu entnehmen ist: 

not^ m rhitnnch poo rw nt^ poo üi» no«^ p'^D dtd ftt^omwD 
ürrato pooi ü'^ no . . . Dtt6 poi ro no • ♦ . mS poo nStwio 

.(^apr*? pDoi pmr noy prarS poi orro» no 

»Gott machte Adam und seinem Weibe Kleider von FeUen 
und zog sie ihnen an (Gen. 3, 21). Das waren herr- 
liche Gewänder, und die Erstgeborenen gebrauchten sie. 
Adam übergab sie bei seinem Tode Seth, Seth übergab sie 
Metuselach. Dieser übergab sie bei seinem Tode Noah . . . 
Noah übergab sie bei seinem Tode Sem . . . Sem übergab 
sie bei seinem Tode Abraham, Abraham — Isaak. Isaak 
übergab sie Jakob.*' 



V. tA. 

„Und sie brachten falsches Blut auf seinen Rock. Er 
sprach: Nein, ihr habt euch selbst etwas vorgemacht l** 

Die arab. Autoren lassen nicht sämtliche Brüder, son- 
dern nur Juda den Leibrock überbringen. So heisst qs bei 



^) Nom. rab. 4,8, 



— 29 — 

ihnen zu V. 93*), wo Josef seinen Brüdern aufträgt, seinen 
]g[ami9 Jakob zu übermitteln, um ihn auf dessen Angesicht zu 
legen, damit er wieder sehend werde: 

^\ IÜ^13 V>ä*J ^t i^jJb UsvULo ^jax4Ä}L y^i^ö Üt tJ^ vJLä 

Jsb l^ *Jb «^13 oiA4iüü |.jJt v^^ül Lilj v^jüt KÜLTt sJU^ 

„Juda sagte: Ich war es, der Jakob den mit Blut be- 
deckten ]^ami9 überbracht und ihm erzählt hat, ein Wolf 
habe Josef aufgefressen. Nun will ich es auch sein, der heute 
zu ihm mit dem Kami9 gehen und ihm erzählen wird, dass 
er noch lebt, und ich werde ihn erfreuen, wie ich ihn betrübt 
habe. Er war auch der Bote.** 

Diese Angabe erklärt sich aus der Haggada, die aus 
dem rhitT'^ (Gen. 37, 32) schliesst, dass die Brüder den Leib- 
rock ihrem Vater durch einen und zwar durch Juda über- 
reichen Hessen : 

•»0 nt üs nt" p''DO vn vins w'^tt^cn inw raa^ in» d'-dd nn« "on 

„Eine andere Erklärung: d'^dd — die Auslosung*). Nach- 
dem sie ihn verkauft hatten, breiteten sie seinen Leibrock 
aus und losten, wer ihn nehmen und ihrem Vater Jakob über- 
bringen solle. Das Los traf Juda, und sie sandten den- 



1) l^xAOJ ob ^\ jk>5 ^ »yJli kXP ^joi^ t^^ot. 

*) Ta*l. p. Av; Zam. p.fAv; Tab.p. f.*l; 6ämi*-alb. XIÜ, p. H unt. 

") Ag^gad. Bresch. c. 60. Kürzer in Gen. rab. 84,8; Midr. hag. p. 565. 

^) Die sonstige rabbinische Erklärung von D^Dfi ist „Aermel": 
IT Dfi ny n^JiD nnmv — d^db (Gen. rab. 1. c). d^dc n^3 bedeutet dem- 
nach ,,ein Leibrock mit Aermeln", wie es anch die PeSita z. St erklärt: 

)Aa|P; lli^go. Kürzer wird d^db roro mit nagayavSts^ paraganda, 

wiedergegeben. Vgl. Gen. rab. 84,16: TU^ifin m — D^Dfin rana. [Ganz 

sicher ist die Bedeutung von ]A^jp nicht; die bei den spätem Syrern 

übliche Deutung ist allerdings „Aermel". N.] 



— 30 — 

selben durch ihn^ wie es heisst: und sie schickten den Leib- 
rock u. s. w.** 

Bei Ephraem wird ebenfalls Juda genannt^ aber nur als 

Ueberbrmger der frohen Botschaft vom Leben Josefs: 

« • • • 

i^Oid ^^ loci ooij ];oai^ ].Zqjd. olaLAJj ]ir^ ^oaC^ o^l 

„Sie sagten zu einander: der Auftrag möge Juda über- 
geben werden, da er unser Fürsprecher in Egypten war, 
und er soU für uns bei unserem Vater Jakob vermitteln/ 



V. li. 

,fUi; U^ <^yiü L v3l3 «^ ^b ^jjfj l^^li 8^L^ o»L>5 

„Und es kamen Beisende vorbei. Die schickten jemand^ 
Wasser zu holen. Als dieser seinen Eimer hinunter- 
gelassen hatte, rief er aus: 0^ welche frohe Botschaft!^) 
hier ist ein Jüngling I"" 

Nach der jüd. Tradition enthielt die Grube kein Wasser: 

„Und die Grube war leer, ohne Wasser (Gen. 37, 24). 
Wasser war nicht darin; aber Schlangen und Skorpione.** 

Die Eorankommentatoren und Erzähler sprechen durch- 
weg von einer mit Wasser gefüllten Grube (pU L^ \:^^i 

>) Hist. d. Jos. p. 284. 

') Bei der Erkl&mng des Wortes (^j^^ führen die Eoranausleger 
auch eine seltsame Tradition an, nach welcher es den Eigennamen des- 
jenigen bezeichnet, der den Wasserschöpfenden begleitete, und es hiesse 
also: „0, BoSrä, hier ist ein Jüngling !'* 

') Gen. rab. 84,16; Tanch. z. Gen. p. 92 b; b. Sabbath 22 a; 
Targ. Jonat. z. St. etc. 



-^ 31 - 

was allerdings auch die nächstliegende Auffassung des Korans 
ist; Josef sei dem Tode des Ertrinkens dadurch entgangen^ 
dass er dort einen Felsen fand, worauf er sich stellte^). In- 
dessen ist ihnen auch die jüdische Ansicht nicht fremd. So lässt 
Talabi Josef aus dem „einsamen Brunnen'' (jU^^ ^) flehent- 
lich rufen: 

.(0:?üt ^y ^ U^ o^t <^Jsj Jy^t 

„Machet meine Hände frei; dass ich mit ihnen das Gewürme 
der Grube von mir wegstosse." 

Eine Uebereinstimmung zwischen den arab. Autoren 
und den Haggadisten findet sich auch dort, wo das Verhalten 
Josefs seinen Brüdern gegenüber geschildert wird, als diese 
ihn für einen Sklaven ausgaben und an die IsmaeUten ver- 
kauften: 

.(•»^JLxSj ^f xiLsfU >^Ä-^ c;OC^ «jj^li lIo Uüt LwobU Ü^ \^ 

„Sie sagten: Dieser da ist unser Diener. Er ist uns fort- 
gelaufen. Und sie kauften ihn. Josef schwieg aus Angst, 
dass sie ihn toten würden. '^ 

Ebenso die Babbinen: 

xsf'm •JOiS "h 7^r\ vh o-Swot^-S ot« raot^ nytj^a ,rrs)th oipo |ru ^iw 

„Josef gab den momentanen Umständen nach. Als sie ihn 
den Ismaeliten verkauften, sagte er nicht, dass er ihr 
Bruder sei, sondern schwieg." 

In ausführlicher Weise schildert Ephraem diesen Vor- 
gang in seinem Gedichte. Nach seiner Darstellung hätten 
die Brüder Josef durch Drohungen zum Schweigen gezwungen : 

Isa^ Ai] )5U r^; %^ f^ h • • • AJ) ]^£^9 Ijo] yk)aa£> 



») Zam. p. nf; Ta*l. p. vi; Tab. p. ^vf. 

*) Ta*l. 1. c. unten. 

») Zam. p. flö, Z. 33; Ta*l. p. vt**; 6ämi*-alb. Xü, p. If. 
^) Aggad. Bresch. c. 46. * Aehnlich Tanch. z. Gen. p. 74 b. 



— 32 — 
f^Lt] ^ojklj |1^ Po Ir^^ ^aJ ^olLx^ ^]o y^oiU >aL^ 

looU Iao^ o) Ur^'t^ >a^ "^^U o) Ia^ ^^9^ ^ ]^j l^oi 

„Gib mit deinein Munde zu, dass du ein Sklave bist . . . 
damit du deine Freiheit nicht zu Grunde richtest, wenn du 
offenbarst, ein Freier zu sein. Wenn du dich als Sklaven 
ausgibst und nicht erklärst, dass du unser Bruder bist, so 
ändert sich vielleicht das Schicksal und es begegnet dir mög- 
licherweise Gutes. Es ist nun also bestimmt, dass du eins 
von den beiden wählen musst: entweder gehst du mit den 
Arabern oder die Grube ist dein Grab . . . Josef dachte nach 
und zog es vor, Sklave zu werden ..." 



V. V.. 

.^Cfy>M ^U JiJs\^ ^^ 83-Ä5 

* " ^ 

»Und sie verkauften ihn um einen geringen Preis, flir 
einige Drachmen. *" 

lieber die HOhe des Kaufpreises finden sich bei den arab. 
Autoren verschiedene Angaben. Eine von allen mitgeteilte 
Version ist die, dass der Kaufpreis aus zwanzig Drachmen 
(die if D ont^ des Urtextes. Gen. 37, 28) bestanden hätte, 
und diesen hätten die Brüder unter einander verteilt: 

„Es wird tiberliefert: sie verkauften ihn ftir zwanzig 



1) HiBt d. Jos. p. 85 f. So auch Basilius, T. I, p. 22. 
*) Tab. p. t*Vv; 6fimi*.alb. Xn, 1. c; Ta*l. p. vf. 



— 33 — 

Drachmen; welche sie unter sich teilten. Da sie zehn waren, 
so kamen auf jeden zwei Drachmen.'' 

So auch die Haggada : 

^Und sie verkauften ihn den Ismaeliten für 20 Silberlinge; 
und jeder bekam zwei Silberlinge.** 

Bei Ephraem geht die Teilung des Kaufpreises aus 
folgenden, von den Brüdern an Kuben gerichteten Worten 
hervor: 

• • • ^ r^t® iSSA ij; \^ wkOL^lsoL^ )r£^ Vf^^^ • • • 

»Betrübe dich nicht, Buben; wir haben ihn nicht umge- 
bracht. Deinetwegen Hessen wir ihn am Leben . . , Wir 
haben ihn an Handelsleute als Sklaven abgegeben, weil er 
stolz tat und uns gekränkt hat . . . Zwei Dinare von seinem 
Kaufpreise entfallen auf dich, die wir für dich aufbewahrt 
haben.** 



V. n, 

»Und es sprach derEgypter, der ihn kaufte, zu seinem 
Weibe: Behandle ihn gut; vielleicht kann er uns einmal 
nützen, oder wir nehmen ihn an Kindes Statt an.** 

Potiphars Absicht, Josef vielleicht an Kindes Statt anzu* 
nehmen, wird von den Kommentatoren auf seine Zeugungsun- 

1) Pirke d*R. El. c. 38, p. 89 b; Jelamd. z. Gen. p. 42 b; Jalk. s. 
Gen. § 142. 

*) HiBt. d. Jos. p. 51. Ebenso Basilios, T. I, p. 28. 

8 



- S4 - 

ßhigkeit zurückgefabrt (Lt^ ^to ^b^)^). Die Erzähler da- 
gegen bringen das Vorhaben des Egypters mit seiner Ab- 
neigung gegen Frauen, also mit einem abnormen Geschlechts- 
empflnden in Zusammenhang: 

„Er war ein Mann, der sich mit Frauen nicht abgab. "^ 

Eine Ansicht, welche sich mit der jüdischen deckte 
derzufolge Potiphar Josef für seine schmähliche Begierde ge- 
kauft hätte: 

^Ev kaufte ihn nur zum Beischlaf, allein Gott machte ihn da 
impotent. ** 

Von Hieronymus, der diese Tradition ebenfalls bringt, 
wird ihr jüdischer Ursprung ausdrücklich bezeugt: Tradunt 
Hebraei emptum ab hoc Joseph ob nimiam pulchritudinem in 
turpe ministerium, et a Domino viriUbus ejus arefactis . . .*) 

Der Inhalt einer anderen Haggada legt den Gedanken 
nahe, dass Mobammed durch sie veranlasst worden sei, Potiphar 
den Wunsch ausdrücken zu lassen, den als Sklaven gekauften 
Josef als Sohn aufzunehmen. In dieser Haggada wird nämlich 
berichtet, dass Asnath, die spätere Frau Josefs (Gen. 41, 45), 

>) Zam. p. ffl, Z. 21. 

*) Ta'l. p. vf ; Tab. p. t^vi. — So lassen sie später die Egypterin 

2a Josef sprechen: pLum^^ Styit \:yjS _il3 ^J^ ^ sJUX^t L^t 

^^^mM ^^äJLjiJ «5^äaa^3 wSo,^ ^ *Ll vijU«> U/. Ta*l. p. a. , 

Z. 82; Tab. p. Hr. 

*) Gen. rab. 86,8; Tanch. z. Gen. p. 98 a; Midr. hag. p. 579; b. 
Sota 18 b; Lek. t I, p. 98b; Jalk. z. Ps. § 782. 

*) Qoaestiones in Genesin (Bd. ü— m d. Patr. lat.) p. 995. Aehn- 
Uch die Erklärung des Targ. Jonat. zu Gen. XXXIX, 1: onvaS nnn^M f|Din 



^ ^ -- 

nicht die eigentliche Tochter Potiphars, sondern sein PÄege- 
kind gewesen sei. Als ihre Mutter wird Dina genannt, die 
Tochter Jakobs, als ihr Vater Sechem; als Tochter des Po- 
tiphar wurde sie deswegen bezeichnet, weil dessen kinderlose 
Frau sie in ihr Haus aufgenommen und als Tochter erzogen 
hatte ^). Diese Tradition, die Potiphar schon ein Pflegekind 
aus dem Stamme der Hebräer zuschreibt, mag Mohanmied 
vorgeschwebt haben, als er den Egypter zu seiner Frau 
sprechen liess: tj^ 



V. T. 



a^ viJläj vIh^» «>^ä^5 »*^ a* ^^^ (y ^ ts^' '^\>!' 

„Und die, in deren Hause er war, begetirte seiner. Sie ver- 
schloss die Türen und sprach: Komme her! Er erwiderte: 
Gott bewahre, da mein Herr mich so schön behandelt 
hat. Die Frevler werden nicht glücklich.** 

Dieser Vorgang ist, wie in der arabischen, so auch in 
der jüdischen Tradition weiter nach der Bichtung hin aus- 
gesponnen, dass die Tugendhaftigkeit und die Charakterstärke 
Josefs im hellsten Lichte erscheint^). Die Haggada hat denn 



*) Targ. Jonat z. Gten. 41,46; 48,9: nn^aii nawS wn nn**^ niDN 
^*ifi«ioifi nn«N. Ausführliches darüber in Pirke d'R. El. c. 88, p. 88 a; b. 
Sophrim, Ende cap. 21. 

^ Wie fest überzeugt die Rabbinen von der Standhaftigkeit Josefs 
waren, ist aus folgender Stelle ersichtlich. Gen. rab. 87, 6 ; Jalk. z. Gen. 
§ 146: iü\3f n«n nar nnafy j^aw p t\w wbh A mnm »Di« ") nit nW Hanno 
nnßS Hiip S«nnm n^wt-in ibd n^»h »^n .mn -imn nany n»n i6> lovi Saa 
in«an manai D*^nji onr i^h no n^ -idh loni ntin« nwj^o nn^a> pw) rw^^o 
raiip u»)^ r\w\s\ iiop mnv nr a^nan nn^ noa nS. „Eine Matrone tat die 
Frage an R. Jose : Ist es denn möglieh, dass Josef siebze|in Jahre alt nnd 



- 36 - 

auch für ihn keine andere Bezeichnung als p'^^m rjOl** „der 
gerechte Josef** ^), und sie nennt um so von der Zeit ab, wo 
er im Kampfe mit der Sünde seinen frommen Sinn betätigt 
hatte ^). In seinem späteren Aufstieg zur Macht und Grösse 

heissbltttig dieser Yersachiiiig nicht unterlag? Darauf legte er ihr das 
Buch der Genesis vor und las ihr daraus die Geschichte Rubens und der 
Bilha, femer die Geschichte Judas und der Tamar und fügte hinzu: Wenn 
die Schrift diese, die erwachsen und in der Gewalt ihres Vaters waren, 
blosstellt, um wie viel mehr würde sie das bei Josef, der noch klein und 
sich selbst überlassen war, getan haben." 

^) So wird Josef auch in der Liturgie durchweg genannt. Im Koran 

m 

wird er einmal vom Mundschenk mit vJucXaoJI angeredet (Y. 46), was 
bei den arab. Autoren zum stehenden Epitheton für Josef wurde, wie etwa 

JuJlÄit für Abraham, ^^^äaJI für Jakob etc. Vgl. u. a. Ta*labi, p. 1a, Z.21: 

m m 

JwJü^l. Nach Sprenger (Leben und Lehre des Mohammad, I, p. XXIII; 

II, p. 194 ff.) ist UüJuail einer der vielen fremden Ausdrücke in Mohammeds 

theologischer Terminologie und stanmit aus dem Hebräischen. vJUXkoit 
w&re demnach also dem p«*nrn gleichzustellen. Indessen dürfte für 
vJbAAoJt, wo es im Koran auf Josef bezogen wird, die ursprüngliche 

arabische Bedeutung seiner Wurzel vJ^Xa^ »wahr", „wahr sprechen** viel 

m 

besser passen. Der Mundschenk mochte bei der Anrede mit vJusXAoil 

weit mehr seine wahrheitsgemässe Auslegung der Träume als seine 
Frömmigkeit im Auge gehabt haben. Vgl. Grünbaum a. a. 0. p. 4. [Die 
vollständige üebereinstimmung des Epithetons macht es zweifellos, dass 
Moham. es von den Juden übernommen hat. Aber verstanden hat er es 
im arabischen Sinne, und so muss es im Koran verstanden werden. N.] 

*) Die Anschauung, dass die Gerechtigkeit Josefs hauptsächlich in 
seinem Widerstand gegen die Versuchung durch die Frau Potiphars be- 
stehe, bringt auch Aphraates zum Ausdruck. In Homilie XITT, wo er den 
Beweis führt, dass die Gerechten nicht durch Wahrung des Sabbats gerecht 

geworden seien, sondern durch andere gottgefällige Taten, kommt er auf 
Josefs Gerechtigkeit zu sprechen und sagt (p. 288): JJ^H a^ uapA^Q^o 

oij^ JAJI] ^o ol^qJ)ao v^?n) l^^A^ r^ffi )ooi P ^i J^; 



- 37 — 

will sie den gerechten Lohn für diese seine Handlung 
sehen ^). 

Für die vielfache üebereinstimmung in der Schilderung 
der Versuchung Josefs zwischen den arab. Autoren und den 
Haggadisten seien hier folgende Beispiele angeführt: 

„Sie sprach: Josef, es sind für dich Teppiche aus Seide 
schon ausgebreitet. Mache dicb auf und erfülle mein Ver- 
langen! Er sprach: In diesem Falle wird mein Anteil am 
Paradies verloren gehen." 

Fast ebenso die Haggada: 

.(8»aS rnfh DiTJia noy iTiT ^ noy nvnS 

„ (Er wollte nicht) ihr beiwohnen (Gen. 39, 10), damit er nicht 
im jenseitigen Leben mit ihr in der Hölle wohnen müsse." 

Aehnlich findet sich der Dialog auch bei Ephraem: 



IcrtiP l^]o ]Lsii ]9ai )A^^^ ^SiL] y^ Usi^h. <n^a^a^ Jlojo 

• 

^ASOQ^ v«ojj^] IjoLS* In diesem Sinne äussert sich Aphraates über 
Josef noch an anderer Stelle, wo er die Frömmigkeit der Patriarchen 
preist, in der diese trotz schwerer Yersuchang verharrten und dadurch 

gerecht wurden. Hom. II, p. 25: jjgnVtlo; ]^Qjld y^ >J^JOQ^ >^]o 

^) Nom. rab. 14,6; Tanch. z. Nmn. p. 21b mit Bezog auf Gen. 42, 6: 

pHa ö«Sr n»ya ii»«n ö^bw h^ — pitn h^f m^t^n wn tpxn. 

2) Ta*l. p. vö, Z. 17. 

») Gen. rab. 87, 6; Num. rab. 14, 10; Targ. Jon. z. Gen. XXXIX, 10. 
b. Sota 3b; Aboda-Zarah 5a; Joma 85b; Jalk, z. Gen. § 145; z. Ps. 
§ 888 etc. 



— 38 — 

»Denn ich fOrchte mich vor meinem Herrn und Gott^ dessen 
Strafen sehr hart sind. Wenn er auch jetzt mein Vergehen 
nicht ahndet; so wird es bei ihm doch angeschrieben/ 

Als Josef die Egypterin auf ihre beiderseitigen Pflichten 
gegen Potiphar hinweist, gibt sie ihm zur Antwort: 

„Was deinen Herrn betrifft; so gebe ich ihm einen Becher 
mit Goldamalgam zu trinken^ dass sein Fleisch sich zerteilt 
und seine Knochen zerfallen/ 

Ebenso Ephraem: „Quod si virum meum timeas^ ego illum 
dato veneno perimam/^) 

Und die Haggada: 

»W» }n (Gen. 39,8): Ich fürchte mich vor meinem Herrn. Da 
sagte sie zu ihm: Ich werde ihn töten. Er erwiderte ihr: 
Nicht genug; dass ich zu dem Heer (axpaxia) der Ehebrecher 
gezählt werden soll, soU ich etwa auch zu dem Heer der 
Mörder gezählt werden?* 



1) Hist d. Jos. p. 88. 
*) Ta*l. 1. c. Z. 20. 

s) T. n, p. 80 F. So auch Basiliiui, T. I, p. 28: ^^ ^ ^o 

^) [Die richtige Form ist N«t9*iDM. N.] 

•) Gen. rab. 87,6; Midr. hag. p. 683; Lek. t. I, p. 99 b. Vgl. auch 
Mechilta, p. 24b; Sed, £]. rab. p. 181: ^ü» t6v fpv iD««p — rnr*in n^ 



~ 39 — 
Ferner wird bei den arab. Autoren erzählt: 

L^Ir pLuä^if Olli. ^ U ^^ÄÄX^t ^3 «bü ilj y^ :j3 

„Die Frau des ^Aztz stellte sich vor das Götzenbild und legte 
ein Eleid davor. Josef fragte sie^ was das bedeute. Sie ant- 
wortete: Ich schäme mich^ wenn es uns sieht. Da sagte 
Josef zu ihr: Du schämst dich vor einem^ der nicht hOrt^ nicht 
sieht und nicht versteht; und ich sollte mich nicht schämen 
vor dem; der alle Dinge geschaffen hat und sie kennt?'' 

Ganz so bei den Babbinen: 

wm nn»o Sy vm m-oyw ly payh pö"'poi rtrh nno vm m^ssn 

„Sie führte ihn von Zinmier zu Zimmer^ von Schlafgemach 
zu Schlafgemach; bis sie ihn an ihr Bett brachte. Ueber 
diesem war ihr Götzenbild eingegraben. Sie nahm ein Tuch 
und verhüllte es. Da sagte er zu ihr: Es ist recht; dass du 
sein Gesicht verhüllst^ wie steht es aber mit dem, von dem 
es heisst: die Augen des Ewigen durchlaufen die ganze Erde 
(Zach. 4; 10)?« 



1) Ta*l. p. vi, Z. 14; Zam. p. flv unt. 

*) Gen. rab. 87, 5 (vgl. Grünbaom, 1. c. p. 6). Ebenso Midr. hag. 
p. 584; Lek. t. i. c. 



— 40 — 



V. tf . 

wu ««o> £« &£ «o« « £«« oft« »rf^« 



•tf; o'^j^ C5]; o' V kf (^3 tt """^ "^ 

„So hegte sie den Gedanken mit ihm zu sündigen, und 
er hegte auch den Gedanken mit ihr zu sündigen (und 
er hätte das auch getan); wenn er nicht das deutliche 
Zeichen seines Herrn gesehen hätte/ 

Eine Parallelstelle zu diesem Vers führte Geiger^) aus 
dem babyl. Talmud an^ wo erzählt wird; Josef sei auch endlich 
der Frau Fotiphars geneigt und nahe daran gewesen, die 
Sünde mit ihr zu begehen, aber ein Zeichen habe ihn davon 
abgehalten. Es erschien nämlich die Gestalt seines Vaters 
am Fenster und rief ihm zu: Josef, Josef! einst werden die 
Namen deiner Brüder auf die Steine des Ephod eingegraben 
werden, auch der deinige; willst du, dass er ausgelöscht 
werde? ^) 

Mohammed dürfte aber den Inhalt seiner Erzählung eher 
dem folgenden Midrasch entnommen haben, in welchem Gott 
unmittelbar eingreift, wozu auch die Worte w^ ^L^ besser 
passen würden: 

.(»vio» rmpn« ra» nionn iT^pn m rh pp't'h va^ p'»^ 

„Als er schon daran war, sich ihr hinzugeben, kam Gott in 
Gestalt seines Vaters; und seine Erregung erkaltete." 

Die Koranausleger fügen der Episode vom Erscheinen 
Jakobs mehrere Einzelheiten hinzu, welche die jüd. Tradition 
ebenfalls kennt. Die Uebereinstimmung in solchen Kleinig- 
keiten ist mitunter auffallend. So heisst es: 



>) A. a. 0. p. 142. 

^ Sota 86 b. Vgl. ferner Lek. t. I, p. lOOa; Jalk. z. Gen. § 146 
mit Bezug auf Pro?. 29, 8. Erwähnt sei noch eine ähnliche Stelle in 
Pirke d*R. El. c. 89, p. 92 b: ^pyff2\ yifi«iDifi hm inttfM inon ino^n hs^\ 
.n»» rjH BfMi invwA itm van hm «pin nni nn^ava ^uin^ 

*} AoB 4em Midr. Abkir im Jalk. 1. c, angeführt 



— 41 ^ 

^Es erschien ihm Jakob und schlug ihn mit der Hand auf die 
Brust^ worauf ihm die Brunst aus den Fingerspitzen herausging. "" 

Ganz so der Talmud b. Sota 36 b^): 

„Das Ebenbild (Suco-etxcuv) seines Vaters zeigte sich . . . und 
seine Brunst ging durch seine Fingerspitzen heraus/ 

In diesem Vorkommnis erblicken die Rabbinen die Ur- 
sache^ weshalb von Josef nicht wie von seinem Vater zwölf 
Stämme ausgegangen sind. Ibid.^): 

nKTK^ vh» VD» apro wrie^ jns ü^2\t^ y^ wo n»3A rpv "wi m 

„Von Josef sollten zwölf Stämme ausgehen, wie sie von 
seinem Vater Jakob ausgegangen waren; allein sein Samen 
zog aus seinen Fingerspitzen heraus. "" 

Dasselbe überliefern die arab. Autoren in etwas ge- 
änderter Form, was offenbar auf ein Missverständnis zurück- 
zuführen ist: 

„Jeder Sohn Jakobs erzeugte zwölf Kinder ausser Josef, dem 
nur elf Kinder geboren wurden, weil er von seiner Brunst 
eingebüsst hatte, als er die Gestalt seines Vaters erblickte 
und Scham vor ihm empfand." 



») Ta*l. p. vö, Z. 29; Zam. p. flv, Z. 29. 

^ So auch ]. Horajoth II, 5; Gen. rab. 87,7; 98, 20. 
>) Vgl Jalk. z. Gen. a. a. 0. 
*) Ta*l. 1. c. Z. 30; Zam. 1. c. 



— 42 — 



V. n u. Pv. 






^>^ O«^«^ >J O 8>j> 



« s «• « 

»Da bezeugte einer von ihren Hausgenossen: Wenn sein 
Kleid von vorne zerrissen ist; dann hat sie die Wahrheit 
gesprochen und er ist ein Lügner; ist aber sein Kleid 
von hinten zerrissen, dann hat sie gelogen und er sagt 
die Wahrheit.** 

lieber den Zeugen sind die Ansichten der Kommentatoren 
und Erzähler verschieden. Einige behaupten, es sei ein Kind 
In der Wiege gewesen, dem Gott die Sprache verliehen, um die 
Unschuld Josefs an den Tag zu bringen^). Nach anderen sei 
es kein Kind, vielmehr ein weiser, einsichtsvoller Mann ge- 
wesen^). Eine dritte Ansicht geht endlich dahin, dass unter 
dem Zeugen ein Verwandter der Egypterin zu verstehen sei'). 

Alle diese einander widersprechenden Vermutungen werden 
jedoch hinfallig, wenn man folgende Haggada ins Auge fasst: 

nnM WT nn . . . nosn moDi p nyntwi jne'ttit ^» nnon n»» n^at^ ny 



«) ^^1, 2Ü3 u^ :iD.^ ^LT ^ lLo js u. 

») L^ jU ^^1 qL^ (Vgl. Ta*l. p. vi; Zam. p. fV; Tab. p. t^A»*; 

6ämi*-alb. XII, p. Uw). 

*) Jalk. z. Gen. § 146. Diese Haggada findet sich auch bei Origenes. 
Vgl. Ginsberg, Haggada bei d. Kirchenvätern und in der apokryphischei^ 
]4ter^ar. Berlin (900. S. 1.80, 



— 43 — 

„Er (Potiphar) wollte ihn (Josef) töten. Da sprach man zu 
ihm: Wenn du ihn tötest, verlierst du dein Geld; wirf ihn 
doch lieber ins Gefängnis. Er hatte dennoch die Absicht, 
ihn zu töten, bis die Asnath heimlich zu ihm kam und ihm 
eidlich den wahren Sachverhalt mitteilte . . . Diese war die 
Tochter der Dina, Potiphar hatte sie erzogen. "^ 

Nach der Haggada ist es also ebenfalls ein Hausgenosse, 
der für Josef als Zeuge auftritt. Vielleicht hat Mohammed 
auch an die Person der Asnath gedacht^). Diese Annahme 
liegt um so näher, wenn unsere oben^) ausgesprochene Ver- 
mutung zutrifift, dass Mohammed die jüdische Sage von deren 
Erziehung im Hause Potiphars gekannt habe. 



V. n u. t*r. 



sü^\^ IXX^ ^ oja^lj ^^1 vi>Jm ^^Xj vi:AJu-- Uli 

„Als sie die Intrigen (der Frauen) hörte, liess sie sie 
kommen, bereitete ihnen ein Gastmahl, legte einer jeden 
ein Messer hin und sagte dann (zu Josef) : Komm heraus 



1) [Moham. hätte dann aber wohl gesagt: lÜ^Lä oj^« Mög- 
lich ist allerdings, auch anter vX^Lä> ein weibliches Wesen zu ver- 
stehen. N.] 

^ S. 85. In den von uns dort zitierten jüd. Werken wird die Frau 
Potiphars als die Person bezeichnet, der Asnath hauptsächlich ihre Er- 
ziehung zu verdanken hat, nicht etwa wie in der hier angeführten Stelle, 
wo es v*ifi*BW nHu heisst, Der Au94ruck L^t q/« wird dadurch i^m bq 
begreiflicher. 



— 44 - 

zu ihnen I Als sie ihn sahen, priesen sie ihn sehr, 
schnitten sich in die Hände und sprachen: Bei Gott! 
Das ist kein menschliches Wesen, sondern ein verehrungs- 
würdiger Engel. Darauf sagte sie: Das ist nun der- 
jenige, um dessent willen ihr mich so getadelt; ich hatte 
allerdings nach ihm Begehren/ 

Geiger^) gibt als jüd. Quelle, aus der Mohammed diese 
Fabel geschöpft haben soll, das Sef. Haj. an. Diese Episode 
ist aber auf eine viel frühere Quelle zurückzuführen, wo sie 
kürzer und mit Mohammed übereinstimmender erzählt wird: 

moK iiTT n» ni3wn m p]DV h^ rcn nA^nDo vw p''3 d,täS 
.(^raw inw n«n nyi^ S^di^ "i« 13 nn« nyt^n jn« noi |r6 

„ Einst versammelten sich die Egypterinen, um Josefs Schönheit 
zu betrachten. Potiphars Frau nahm Orangen 8), gab einer jeden 
davon und auch ein Messer. Dann rief sie Josef und liess 
ihn vor sie treten. Völlig hingerissen von der Schönheit 
Josefs, schnitten sie sich in die Hände. Da sprach sie zu 
ihnen: Wenn das bei euch vorkommen konnte, da ihr nur 
einen Augenblick mit ihm zusammen wäret, um wie viel mehr 
musste es mir also ergehen, da ich ihn stündlich vor mir sehe/ 



*) A. a. 0. p. 143. 

2) Jelamd. p. 45 a; Midr. hag. p. 590. Vgl. femer The chron. of 
Jeräbm, p. LXXXY und p. 94. 

) \JsXa mit der Aussprache IXä^ wird Ton mehreren Kommenta- 
toren auch mit --jj! (= :innH) erklart. Vgl. Zam. p. fv*, Z. 29; (kmi*- 

alb. XII, p. W, [Die Deutung ist alt, so selten sie ist. Denn Moham. hat 
IXx« und dessen gewöhnliche Bedeutung gemeint N.] 



w^^immm^^f^m^mm* 



45 — 



V. ro. 

„Dann schien es ihnen gut, obgleich sie die Beweise 
(seiner Unschuld) gesehen, ihn auf eine gewisse Zeit ins 
Gefängnis zu werfen." 

Mohammeds Angabe, dass Josef trotz seiner Unschuld 
von seinem Herrn ins Gefängnis geworfen worden sei, moti- 
vieren die arab. Autoren damit, dass der Egypter tiurch diese 
Handlungsweise üblem Gerede entgehen wollte: 

m 

„Die Frau sprach zu ihrem Gatten: Dieser hebräische Sklave 
macht mich unter den Leuten zu Schanden. Er wälzt die 
Schuld von sich ab, indem er ihnen erzählt, ich hätte seiner 
begehrt, und ich kann meinerseits keine Entschuldigung an- 
geben. Also entweder erlaubst du mir hinauszugehen und mich 
zu entschuldigen, oder du sperrst ihn ein." 

Sowohl die Angabe, dass Potiphar Josefs Schuldlosig- 
keit einsah, als auch der Grund seiner Gefangennahme geht 
aus dem Midrasch hervor: 

rr^n noK dk ^n tm p vhm man jT'a Sk imn"! in» pp" '•iiK np'n 
»h» 100 -onn ^'tw yn" "i» iS 10» ipt^ vm^ D^imn T3W »Sk •dti 

.(^vm n^M "jinu -^k ••aS n^ioo aity^ t6\t^ 

») Tab. p. ^Aöf.; Gämi*-alb. XII p. tU; Ta*l. p. w. 

') Lek. t. I, p. 100 b. Diese Parallele findet sich inhaltlich auch 
in Gen. rab. 87,9 und Midr. hag. p. 591; allein im ersteren ist der Text 
sa sehr korrompiert, im letzteren nicht genügend sum Ausdruck gebracht. 



„Und der Herr Josefs Dahm ihn und übergab ihn dem Ge- 
fängnis (Gen. 39^ 20). Er hätte doch eigentlich dem Tode 
verfallen müssen^ wenn die Sache wirklich als wahr ange- 
nommen wurde? Allein er (Potiphar) erkannte^ dass die (gegen 
Josef gerichtete) Aussage falsch war. Er sprach zu ihm: Ich 
weiss^ dass du daran keinen Anteil hast; aber um nicht auf 
meinen Kindern einen Makel ruhen zu lassen^ setze ich dich 
ins Gefängnis. "^ 



V. n. 

„Und zwei Diener kamen mit ihm in das Gefängnis. ** 

Wie in der Genesis ist auch im Koran das Vergehen 
nicht erwähnt, um dessentwillen die beiden Bediensteten 
Pharao's ins Gefängnis geworfen wurden. Nach den Aus- 
legern hätten sie angeblich einen Anschlag auf das Leben 
ihres Königs geplant: 

f^ oy^} vi-^^' o^ o*^ d^^ **^ J^>^' vJLmj^ ^j*^^ UU 

»Als Josef gefangen gesetzt wurde, kamen zwei Männer von 
den Leuten des Pharao in Egypten mit ihm ins Gefängnis. 
Der eine war der Beamte für seine Speisen, der andere der 
für sein Getränk. Denn man hatte berichtet, dass die beiden 
die Absicht gehabt hatten, den König zu vergiften. *" 

Ganz so Jonathan zu Gen. XL, 1: 

»nioT »00 woS wrn«i «'"•oinm am o'^iaroT »aSon tr»":«!© t\ vno 
.onsfOT wSoS wcscrh Sop-oS n^'^pi^on^ rr^a'^oa 

Ibn al-Atlr, p. ol; Zam. p. fvl, Z. 28. 



^ i1 ^ 

„Der Obermundschenk und der Oberbäcker des egyptischen 
Königs vergingen sich ; sie fassten den Plan^ in dessen Speise 
und Trank Gift zu werfen, um ihren Herrn, den König von 
Egypten, zu töten." 

Einer anderen arab. Version gemäss war der Bäcker 
der Hauptschuldige, der Mundschenk leistete nur Beihilfe; 
wohl um die Hinrichtung des ersteren und die Begnadigung 
des letzteren verständlich zu machen: 



Jujj vjL3- ^1 UfU ««b »jj u^3 UfMw^x^ gs^Ut UfxU s^AA^ 

m m 

„Der König geriet über die beiden in Zorn und liess sie ein- 
sperren, weil er über sie vernahm, dass sein Bäcker ihn zu 
vergiften beabsichtige und sein Mundschenk ihm dazu be- 
hilflich sei.« 

Auch die Rabbinen haben für die Hinrichtung und die 
Begnadigung keine andere Erklärung, als dass sie das Ver- 
brechen des einen für ein geringes, das des anderen aber für 
ein schweres ansehen: 

nra D''cwn nt^ ^St^ p-ö^o '•S'^^'c -pro Ksroi m: o'-pt^on it^ "no» |ai 

„Die Rabbinen sagen: In dem Becher des Obermundschenks 
fand man eine Fliege, in dem Brote des Oberbäckers ein 
Steinchen. ** 

Dazu gibt der Midraschkommentator Loria (S-Tin) die Er- 
klärung: Die Fliege war ungiftig und somit gefahrlos, daher 
verzieh der König dem Mundschenk. Den Bäcker dagegen 
liess er hinrichten, da das im Brote gefundene Steinchen leicht 
den Erstickungstod hätte herbeiführen können. 

Ta*l. p. w; Tab. p. TaI; 6ämi*.alb. XII, p. tU. 

') Gen. rab. 88,2; Midr. hag. p. 594; Lek. t. I, p. 101a; Jalk. z. 
Gen. § 146. 



— 48 — 



V. fp. 

^"^ ** ^^ * ^ ^ ^""^^ ^ <• * ^ ^"^ 

„Und er sprach zu dem, von welchem er glaubte, dass 
er der Gerettete sein würde: Sei meiner eingedenk bei 
deinem Herrn. Aber der Satan liess ihn vergessen die 
Erwähnung seines Herrn. Da blieb er noch einige Jahre 
im Gefangnisse.'' 

Für ^j/^ ^LbuJÜI »UJli haben die Kommentatoren 
zwei Erklärungen. Nach der einen bedeutet es : ^IjAi! ^^^»mjÜ 
vjj »yüu ^ »Er (der Satan) liess den Mundschenken vergessen, 
ihn (Josef) bei seinem Herrn (Pharao) zu erwähnen. '^ Nach 
der anderen: «^ ^1 »^1 Jj^ ^^ja> Jjl S6 v.i^ ,^^^ 
„Er (der Satan) liess Josef vergessen, Gott (seinen Herrn) dabei 
zu nennen, so dass er einem andern als Gott sein Anliegen 
anvertraute. * ^) 

Wie Geiger^) schon nachgewiesen hat, ist die zweite 
Auslegung rabbinisch. So erblicken die Rabbinen (Gen. rab. 
89, 2)8) in dem Hinweis auf d^o- d'TUI^ (Gen. 41, 1) „zwei Jahre" 
eine Zusatzstrafe dafür, dass Josef dem Mundschenk zweimal 
einschärfte, sich seiner beim Pharao zu erinnern (Gen. 40, 14). 
Eine Differenz ergibt sich nur hinsichtlich der Dauer der 
Zusatzstrafe. Während es nach der Haggada nur zwei Jahre 



1) Vgl. Zam. p. fvf , Z. 7. 

*) A. a. 0. p. 146. 

^ So auch an T. a. 0. Vgl. Tanch. z. Gen. p. 95 a; Targ. 
Jon. z. Gen. XL, 28; Midr. hag. p. 697; Midr. Tehil. z. Ps. 105; Jalk. z. 
Gen. § 147; z. Ps. § 868; z. Pro?. § 950 etc. 



— 49 — 

gewesen sein sollen, geben die Koranausleger zur genaueren 
Bestimmung des %xa^ — das auf alle Fälle mehr als zwei 
bedeuten dürfte — sieben Jahre an, gestützt auf einen Aus- 
spruch des Propheten: 

„Hätte mein Bruder Josef nicht gesprochen: „Gedenke meiner 
bei deinem Herrn", so wäre er nicht nach den fünf Jahren 
noch sieben weitere im Gefängnis geblieben." 

In der Gesamtzahl der Jahre dagegen, die Josef im Ge- 
fängnis zugebracht hat, nämlich zwölf (j.m-^1 Jou »^), stimmt 
dieser Ausspruch mit der Haggada ganz überein. Exod. rab. 7, 1 : 

'^ hy nm »""nm ''ieo ü^y^ "• kSk p^D»n iT'DDjnrS -itn pidv r^n kS 

„Josef sollte im Gefängnis nur zehn Jahre weilen, weil er 
von seinen zehn Brüdern Böses berichtet hatte (Gen. 37, 2) ; 
aber weil er dem Obermundschenk zweimal zuredete, seiner 
beim Pharao eingedenk zu sein (Gen. 40, 14), wurden ihm 
noch zwei Jahre zugelegt (vgl. Gen. 41, 1).** 

Die rabbinische Ansicht, Josef habe durch seine Bitte 
an den Mundschenk seine Haft um zwei Jahre verlängert, 
macht auch Ephraem sich zu eigen: 

„Josef ersuchte den Obermundschenk, seiner bei Pharao ein- 
gedenk zu sein. Aber dass er ihm sagte: „Erinnere dich 
meiner" hatte zur Folge, dass dieser ihn zwei Jahre lang vergass." 



*) Bali z. St.; Tab. p. Taa!.; Ta*l. p. vi. 

') T. I, p. 92 c. Vgl. Ginsberg 1. c. p. 129. Ausführlicher schildert 
Ephraem diesen Hergang in seinem Gedichte. Gf. Eist. d. Jos. p. 110 f. 



— 60 — 



V. Ol. 






yA^Ua> o^' J^i*^' ^!r^' oilÄ ii^AM ^ &jJLe LUi^ U 

„Er sprach: Was habt ihr vorgehabt, dass ihr Josefs 
begehrtet? Sie antworteten: Gott bewahre! wir wissen 
nichts Böses von ihm. Darauf sagte die Frau des ^Aüz : 
Nun wird die Wahrheit offenbar. Ich hatte seiner be- 
gehrt; er spricht die Wahrheit." 

Nach einer rabbinischen Erzählung wurden auch andere 
Frauen von Potiphars Weib zu der falschen Aussage gegen 
Josef aufgefordert: 

'nowntt' kSk n^pn p p» . . • nnyn inwn nw -[i"? ^«01^ dt» 1^» 
nnow "nnS "^k dk |nS mö» ♦^S^a •j'-S «m oniDKn n^an warri wmS 

.(^warr«^ pp" '•»cn "Sj^nS nnow "i» p)» 

^Auf der Bückkehr aus dem Götzentempel kamen alle Kö- 
niginnen und Fürstinnen; um sie zu besuchen. Sie sagten zu 
ihr: Du siehst so schlecht aus; hast du etwa ein Auge auf 
den Sklaven geworfen? ... Du hast kein anderes Mittel^ als 
von seinem Herrn zu verlangen^ dass er ihn ins Gefängnis 
werfe; dann gehört er dir gänzlich an. Da erwiderte sie 
ihnen: Wenn ich allein das meinem Manne sage^ glaubt er 
mir nicht; aber wenn jede von euch ihrem Manne erzählt: 
Josef hat sich an mir vergriffen; dann kann auch ich dasselbe 
meinem Manne sagen^ und dann wird er ihn gefangen setzen. ** 



1) Midr. hag. p. 690; Jalk. s. Qen. § 146. 



— 51 — 

Wahrscheinlich geschieht es auf Grund einer ähnlichen 
Tradition, wenn bei Mohammed die Frauen einem Verhör 
unterzogen werden, in dessen Verlauf die Egypterin sich 
gezwungen sieht, die voUe Wahrheit einzugestehen. 



V. öf. 



♦cy^' a^ '-^ e^' 



»Und der König sprach: Bringt mir ihn her, denn ich 
wül ihn für mich erwählen. Nachdem er mit ihm eine 
Unterredung gehabt hatte, sagte er: Von heute ab bist 
du bei uns in fester vertrauter Stellung." 

Dazu erzählen die Eoranausleger, dass Pharao, so sehr 
er Josefs Weisheit anerkannte, diesen erst dann zu seinem 
nächsten Vertrauten und zum zweiten Herrscher über Egypten 
einsetzte, nachdem er mit ihm eine Unterredung in siebzig 
Sprachen geführt hatte: 

^UJÜt Ü^ U ^Jüö ÄlitjtASb *J Liijj iuJLt ^ JU* »yä q/> «io^cXdj 

„Als er vor den König trat, sprach er: Gott, ich bitte dich 
um seine Güte und ich nehme Zuflucht zu deiner Macht und 



1) Zam. p. fvA, Z. 7. — Ta'labi (p. vi) lässt Josef den König zu- 
nächst in arabischer Sprache anreden: d^ juüjjJU s^Jl**^ ^uJLc JLam 

^ ^ ^ »9 ** r. • 



— 62 — 

Gewalt vor seiner Bosheit. Dann grüsste er ihn mit dem 
Saläm und bat Gott um Segen für ihn in hebräischer Sprache. 
Da fragte er (der König): Was ist das für eine Sprache? Er 
erwiderte: Die Sprache meiner Väter. Der König sprach 
siebzig Sprachen und redete ihn darin an. Josef gab ihm in 
allen Antwort; da war er über ihn verwundert." 

Diese Erzählung findet man in mancherlei Variationen 
fast in allen Midraschwerken wieder: 

Sk^-o^ KD pt^S D-^Dti^a ynv NiT p D» )h 110K D HNii "i» niaSo "^m 
vm pt^S D-yDtt' DitSj; otdi o'^pne o'^j^at^ iK^-n . . . (^ pt^b D'-yau^ no''Si 
rrw »Sk tij; vh) wt^Sn nnio nn» Sa Kiip rrm väS onw d'^d'^Su^o 

.(^jnott^b na jnn iTH «bt^ tnpn pt^^ba -ano 

„Es sprachen zu Pharao seine Sterndeuter^): Willst du einen 
Knecht, den sein Herr um zwanzig Silberlinge gekauft hatte, 
über uns zum Herrscher machen? Er erwiderte ihnen: Ich 
sehe aber allerlei Königliches an ihm. Da sagten sie zu ihm: 
so muss er aUe siebzig Sprachen verstehen. Inzwischen kam 
Gabriel (zu Josef) und brachte ihm die Kenntnis der siebzig 
Sprachen bei . . . Man holte nun 70 Zettel, beschrieb sie in 
70 Sprachen und legte sie ihm vor. Er las jeden, in welcher 
Sprache er auch geschrieben war; noch mehr, er sprach dar- 
auf die heilige Sprache, die niemand zu verstehen vermochte. " 

Auf die jüdische Vorstellung, dass Josef die Kenntnis 
der ihm bisher unbekannten Sprachen erst durch Vermittelung 
Gottes erhielt, ist vielleicht jener Koran vers zurückzuführen, in 
dem Mohammed von sich offen aussagt, dass er vor seiner Be- 
rufung zum Propheten kein Buch hat lesen und schreiben können. 

^) b. Sota 86a; Jalk. z. Gen. § 148. — Jalk. z. Ps. § 881 hat: 
\wh ü^^m2 \ü)f ifiD p DK ih ntsM 

2) Ntim. rab. 19,8; Tanch. z. Num. p. 56 a; Pesik. p. 84 b; Midr. 
hag. p. 626. Letzterer Midrasch (p. 627) schUesst die Geschichte mit den 
Worten: iD^po n«n iDsy nyifi «|k . . . inw \^ühpo ]h\D A»nnn 

*) Ueber i^niDVM, dessen Bedeutung nicht sicher feststeht, s. Low 
zu Erauss, Griech. u. lat Lehnwörter im Talm., Midr. u. Targ., T. II, 
Berlin 1899 s. ?.; S. Fränkel in ZDMG. Bd. LY, p. 856. 



— 53 — 

Kor.XXIX,47: läi^u*!} ItaJ^ ^^ y^ixf L« *Lä ^J^^ <^yjJ C^ 

„Und du hattest ja vordem kein Buch gelesen^ auch keines 
mit deiner Rechten geschrieben/ Die Kenntnis sei ihm also 
von Gott resp. Gabriel erteilt worden. 



V. öl. 



J o ^ ^o is^^« ofo« 






„So gaben wir dem Josef Macht im Lande, dass er darin 
wohne, wo er wolle." 

Mit dem Emporsteigen Josefs zur Herrschaft ist nach 
den Kommentatoren und Erzählern Potiphars Niedergang ver- 
bunden, da alle Aemter und Würden, die dieser bekleidete, 
in Josefs Hände übergingen: 

„Er entfernte den Kitphir (Potiphar) aus allen Stellungen, die 
er inne hatte, und setzte den Josef an seine Stelle/ 

Aehnlich der Midrasch: 

„Durch Josefs Regierungsantritt wurde Potiphars [Armut 
erzeugt. ** 



1) Ta*l. p. A»,Z.80;Zam.p.fvA; Tab. p. ni*; 6ämi*-alb. XUI, p. o. 

2) Gen. rab. 89,8; Eohel rab. c. 4; Midr. hag. p. 610. 



— 54 — 



„Und Josefs Brüder kamen und traten vor ihn hin. Er 
erkannte sie^ sie aber erkannten ihn nicht/ 

Als Grund hierfür geben die arab. Autoren an: 

„Er war ausgestattet mit der Pracht des egyptischen Pharao. 
Er war angetan mit E[leidern aus Seide und sass auf einem 
Thron. Um seinen Hals hatte er ein goldenes Band und auf 
seinem Haupte eine goldene Krone. Daher erkannten sie 
ihn nicht." 

Ibn al-Atiür erblickt den Grund auch darin^ dass sie ihn 
lange nicht gesehen hatten: 

«C^üU ^Jw^ uXaJ »j)j^t L4JI3 

„Sie erkannten ihn nicht, weil sie lange von ihm weg ge- 
wesen waren.* 

Letztere Ansicht ist bei den Rabbinen vertreten: 

.(^TS n''» my^ «Mm p um) rrS mn »hi Miy-nonti^K 

„Und Josef erkannte seine Brüder, weil sie zur Zeit seiner 
Trennung einen sie kennzeichnenden Bart hatten ; sie hingegen 
erkannten ihn nicht, da er damals keinen solchen hatte, wohl 
aber jetzt.** 

Ta*l. p. aI, Z. 28; Zam. p. fvi, Z. 4. 

*) p. öv unt. 

^ Targ. Jon. z. Gen. XLII, 8. So auch Gen. rab. 91, 7; Midr. hag. 
p. 687; b. Jebamoth 88 a. 



55 — 



V. 1v. 

» » 0*0 ^^ * ^^ ^ 

„Und er sprach: meine Söhne, tretet nicht durch ein 
Tor, sondern durch verschiedene Tore (in die Stadt) ein. ** 

Den jüdischen Ursprung dieser Stelle hat Geiger^) be- 
reits nachgewiesen. Er verglich damit Gen. rab. 91, 2, wo es 
ebenfalls heisst, dass Jakob seinen Etndem anempfohlen habe, 
dass sie nicht alle durch ein Tor einzögen 2), und wies femer 
auf einen Eoranausleger hin, der hierfür denselben Grund 
wie der Midrasch angibt, nämlich „aus Angst vor (bösem) 
Auge« (^1 ^ oLi.), 

Haggadisch ist auch jene arab. Tradition, die Jakobs 
Furcht damit begründet, dass seine Kinder wegen ihrer 
äusseren Vorzüge der verhängnisvollen Wirkung des bösen 
Auges am ehesten ausgesetzt waren: 

J^3 *^3 ^^ LÄ'^ lyU ^^ ^^1 f,^Ac ^\j> »jI wiÜJj 

„Er sprach zu ihnen: Tretet nicht in Egypten durch ein Tor, 
sondern durch verschiedene Tore ein. Er fürchtete nämlich 
das (böse) Auge für sie, da sie schön und imponierend, von 
angenehmem Aeussern und hohem Wüchse waren." 

Dem entspricht folgende Midraschstelle : 



^) A. a. 0. p. 148. 

') ]^T\ ^itü mn nnfia oaSa )Di9n Sm app« ünh noN. EbenBo Targ. 
Jon. z. Gen. 42,5; Lek. t I, p. 105 a. 

•) Ta*L p. aP, Z, 22; Zam. p. f a»; Tab. p. Hl; ^Smi'-al^. XHI, p. 1, 



— 56 — 

Höj^n bH\ nn« ij^u^n »isn hti d"«: cn» n-iin: cn« nn*? apr 10» 

„Jakob sagte zu seinen Söhnen : Ihr seid stark^ihr seid schön^ 
gehet also nicht durch ein und dasselbe Tor ein und haltet 
euch nicht an einer Stelle auf^ damit nicht das böse Auge 
über euch Macht gewinne.* 



V. 11. 



^ Als sie bei Josef eintraten, nahm er seinen Bruder bei- 
seite und sprach: Ich bin dein Bruder; so sei nicht betrübt 
über das, was sie getan.* 

Wie die Haggada an die schlichte Erzählung der Ge- 
nesis, so knüpft die arab. Tradition an diesen Koranvers eine 
Reihe von Erzählungen, in denen die Begegnung Josefs mit 
seinen Brüdern, insbesondere mit Benjamin, ausführlicher ge- 
schildert und reichlich ausgeschmückt wird. Von diesen Er- 
zählungen seien im folgenden diejenigen angeführt, welche der 
arabischen und der jüdischen Tradition gemeinsanj sind: 

^^ 8jju ^ ^ ^1 jj^^^Ij ^Lto|5^/i5 ^j^i Ji j;;^ 

v-Ä^>H (y>t o^ ^ ^ (^/^ ^^\p^ 8^^^ ^^^ (J^ o^/^ 

^1 J^l ^LT Ulis iJLr^ J.XÄ5 *ÜJJU JLfc Ml^ vju.^ iuJb^t ^ 

j^lj uÄl^ ^ ^ ^1 Jy v:>^ ^ vJLäj «^J JJUj v^ä-^ ^ 

^) Gen. rab. 91, 6. Die Rabbinen schreiben dem bösen Auge eine 
selbst tötliche Wirkung zu. Vgl. Gen. rab. 56,11: ]^^ V)D; b. Sabb. 84a: 
nne^M na) wi^ no an\ 



— 57 — 

•(*C5^'/ C^ (J^ f^ '^ "^^^^ ^'^ """^^^ O^^ (J^ ^^ 

„Er (Josef) liess sie Platz nehmen, erwies ihnen Ehren, be- 
wirtete sie und setzte je zwei von ihnen an einen Tisch. 
Benjamin blieb nun an einem Tisch ganz allein. Da weinte 
er und sagte: Lebte mein Bruder Josef noch, so würde er 
mich an seine Seite gesetzt haben. Da sprach Josef zu ihnen : 
Dieser euer Bruder ist ja allein und abgesondert geblieben. 
Darauf wies ihm Josef einen Platz neben sich an seinem 
Tische an und speiste mit ihm. Als es Nacht wurde, traf 
Josef eine ähnliche Anordnung. Er sagte zu ihnen: je zwei 
von euch sollen auf einer Decke übernachten. Als nun Ben- 
jamin wiederum allein blieb, sprach Josef: Dieser übernachtet 
mit mir auf meiner Decke." 

Von der Haggada wird derselbe Vorgang folgendermassen 
dargestellt: 

-3K1 vm h)t» )h 3tn- nnKi im ^3 ^m n» n«ii "i»«^ nyu^n ... rrh 10» 
tt^poo iTn mij^D^ DiDi nyti^ nnw3 . . . nwi "yy p*?it ^i^b 3tn- 
10» n tt^-pm j^^n^n m bto: rwyb nrs j^ni- iTh t6) Asf« p^^a aonS 
mn pww ntni -i» rhnn idid tmi^ iwn «m rmrrtt^ nao ''rY'\n jnS 
y^^^n n« ^öi mt^ .pioon u^Kin pijn ddh ö'^öo mn mvT"i imn 

^5:13 -DK n»n aiS id» in t^pm r^:in n» 'joi nit^ .dtitS yn nSa pi 
p*? jnip S^nnn A rn nnvr n^u^i d3-3k Sn» m» 3k "» dtw w^ai^ 
p-» T-ntt^i jnT^ -pT piD3 }Si3 UDW Tj; WDH i*?? ]rh löfcn -SnciSi 
n« -S mn "3« Fi«! n» n pjn wd tn-oi n» iS mw mS -3« ntni no« 

„Er (Benjamin) sprach zu ihm (Josef): Wenn ich meine 
Brüder bei einander sitzen sehe, einer an der Seite des an- 
deren, und ich allein sitzen muss, dann vergiessen meine Augen 
Tränen . . . Um diese Zeit lud Josef sie zu einem Mahle ein. 
Er wollte Benjamin neben sich haben, wusste aber nicht, wie 

1) Ta*l. p. aI*, Z. 29; Zam. p. fM; 6ämi*-alb. XUI, p. L; Tab. 

p. nv. 

*) Jelamd. p. 51b. Verkürzt oder nur angedeutet in Gen. rab. 92, 6; 
Midr. Mischle I, 14; Targ. Jon. z. Gen. XTiTTT, 88; Lek. t I, p. 106 b. 



— 58 — 

das einzurichten sei. Da nahm er den Becher^ klopfte daran 
und sprach zu ihnen: Ich dachte^ Juda sei der Erstgeborene^ 
weil er zuerst spricht; nun sehe ich ein, dass Rüben der Erst- 
geborene und Juda nur ein Schwätzer ist. Setze dich also, 
Rüben, an die Spitze der Tafel. Hierauf nahm er nochmals 
den Becher, klopfte und sprach: Simeou, komm und nimm 
neben ihm Platz, da du der zweite nach ihm bist. So (sprach 
er) zu Levi, zu Juda und zu allen nach der Reihenfolge ihrer 
Geburt. Dann ergriff er wiederum den Becher, klopfte und 
richtete an sie die Worte: Ich sehe im Becher, dass ihr aUe 
Söhne eines Vaters seid; euer Vater hatte aber viele Frauen. 
Da rief er Dan und Naftali die Worte zu : Kommet und setzet 
euch an den Tisch. Und sie setzten sich alle (paarweise) 
der Reihenfolge ihrer Geburt nach. Benjamin blieb allein. 
Da meinte er (Josef) : Ich sehe diesem an, dass er einen Bruder 
gehabt hat, der sich von ihm trennte, und dass er keine 
Mutter mehr hat. Auch ich hatte einen Bruder, der sich von 
mir trennte, und habe ebenfalls keine Mutter. Er komme 
und setze sich darum neben mich." 

Ephraem berichtet gleichfalls davon in seinem Gedichte, 
nähert sich aber fast ganz der jüdischen Darstellung: 

^S\n4> 0I9ÄJ9 >^A^Afly> Ij^os (} 001 \«Ard09 • • • jgnSo 

„Ich kenne eure Geburtszeiten und kann euch genau an- 
geben, wer älter als der andere ist . . . Rüben ist der Erst- 
geborene in eurer Mitte. Ihm folgt Simeon, der Sohn seiner 
Mutter. Diese beiden sollen sich als erste an den Tisch 

^) [ooi ist zu streichen; fehlt bei Overbeck. N.]. 

>) HiBt. d. Jos. p. 205 f. So auch Basilios (T. 11, p. 15). Dessen 
Darstellung wird noch venrollständigt durch folgende von Josef an Ben- 
jamin gerichtete Worte: f^Lsß^^ ^mLX4^ M «^ iX^!^ lU^ Aj] 



~ 59 — 

setzen. Dann kamen Levi und Juda, die Söhne der Lea; 
nach ihnen die Söhne der Mägde." 

Dass Josef auch beim Nachtlager die Bestimmung traf, 
je zwei auf einem Lager übernachten zu lassen, und so Ben- 
jamin die Nacht über bei sich behielt, davon berichtet weder 
die Haggada noch Ephraem. Es scheint ein arabischer Zu- 
satz zu sein, der übrigens mit dem Vorhergehenden ganz gut 
tibereinstimmt. Dagegen ist der Becher, dessen Josef sich 
bediente, um den Brüdern alles zu enthüllen, den arab. Autoren 
wohlbekannt, wenn sie auch bei dieser Erzählung von ihm 
nicht sprechen. Denn sie berichten an anderer Stelle: 

.(*«^4.Xju3 ^ ^b ^^ÄäJLbül ^tj :A>^ yÄ^ ^t ^ ^1 

„Er liess den Becher holen und klopfte daran; dann näherte 
er ihn seinem Ohre und sprach: Dieser mein Becher erzählt 
mir, ihr seid zwölf Mann gewesen, seid mit einem Bruder 
weggegangen und habt ihn verkauft." 

Nicht viel anders im Midrasch: 

»Er sprach zu ihnen: ... Ich sehe in dem Becher: zwei von 
euch haben eine grosse Stadt von Sechem vernichtet und 
dann habt ihr euren Bruder an Araber verkauft." 

In einer weiteren Erzählung richtet Benjamin an Josef 
die Bitte, den Becher unter anderm auch um den Verbleib 
seines Bruders Josef zu befragen: 

m 

»Dann sprach er: König, befrage doch diesen deinen Becher 

1) Tab. p. f^P; Ta*l. p. Af; 6ämi*-alb. XHI, p. II, 
^ Gen. rab. 91, 6; Midr. hag. p. 687. 
») Tab., Ta*l., (isiiu*-alb, IL cc. 



— 60 — 

wegen meines Bruders, wo er ist. Da klopfte er (Josef) an 
ihn und sagte: Er lebt, und du wirst ihn einst noch sehen.** 

Aehnlich Ephraem: 

^ Siehe zu, o Herr, vielleicht gibt dir dieser Becher, der dir 
aUes offenbart, auch darüber Aufschluss, ob Josef noch lebt . . . 
Josef erwiderte dem Benjamin: . . . Josef lebt noch..." 

Bei den Rabbinen wird dieser Vorgang in etwas ver- 
änderter Form dargestellt. Nach ihnen hat sich Josef zu 
seinen Brüdern dahin geäussert, Benjamin habe den Becher 
in der Absicht gestohlen, durch dessen Zauberkraft das Schick- 
sal seines Bruders zu erkunden: 

yrb) n üvph mr\ lyn rw: na -äd ü:h iow -i» fidv ürh iok 

„ Josef sprach zu ihnen : Ich werde euch sagen, warum dieser 
JüngÜDg ihn gestohlen hat: um Zauber damit zu treiben und 
zu erfahren, wo sein Bruder sei." 

Am deutlichsten zeigt sich die Abhängigkeit der ara- 
bischen Tradition von der jüdischen in der Wiedergabe 
folgender Erzählung, welche die Haggada mit Beziehung auf 
Gen. 46,21 anführt: 

1ÖK no3 h"» }^» rr^ id» pa ^b n-« n'^hsw j^d"» uy ^ür^ iöj?«^ nyti^a 

rnu^ pw «nin» pK3 i:t^ »i: ♦"ioö naii^jt^ S3ii^» ♦-^ im rrw 
wn tt^«-i^ "S .TiW tt^«-n /»Ti "n« iTiw '•n» ♦D^ö'-y^i n^w rt^ö 
•DT ^33 n»D HB- iTW D^Diö ♦FiDT' tt^tnS nn«i3n lowt^ vn« ^t^ pti^tn 
vh\ •»ncira n^n «^t^ D-cim Ah poo 3pr^ "oyi lat^ tw^ ni3^n ^3ttn 



^) Hiflt. d. Jos. p. 258 f. Aehnlich Basüios, T. n, p. 16. 
^ Tanch. z. Gen. p. 99 b; Jalk. z. Gen. § 160. 



— 61 — 

non iTW ni«i ♦vth^s« ran rrn nö«i D--on vSj? iB'rnn incra wjn 

„Als Josef bei Benjamin stand, fragte er ihn: Hast du Kinder? 
Er entgegnete ihm: Ja. — Wie viele? — Zehn. — Wie 
heissen sie? — Ich hatte einen Bruder, dessen Taten schön 
und lieblich waren, er wurde mir aber entrissen. Deshalb gab 
ich ihnen Namen nach seinen Erlebnissen: Bela d. h. er wurde 
mir verschlungen; Becher d. h. er war der Erstgeborene für 
mich; Aschbel d. h. er wurde mir gefangen; Gera d. h. er 
ist ein Fremdling in einem anderen Lande geworden ; Na^man 
d. h. seine Taten waren schön und lieblich; Ehi d. h. er war 
sonder Zweifel mein Bruder (von einem Vater und einer 
Mutter) ; Rosch d. h. er war für mich das Oberhaupt und der erste 
seiner Brüder (vgl. Deut. 33, 16); Muppim d. h. er war in 
jeder Beziehung sehr schön, und alle Halachoth, welche Sem 
und Eber dem Jakob überliefert hatten, teüte ihm dieser mit; 
Huppim d. h. er sah nicht mein Brautgemach und ich nicht 
das seine, und geine Brüder ersannen über ihn Dinge, indem 
sie sprachen: „Ein wildes Tier hat ihn zerrissen"; und Ard 
d. h. er glich einer Rose." 

Diese in den Pentateuchvers künstlich hineingedeutete 
Erzählung, deren jüdischer Ursprung nicht dem leisesten Zweifel 
unterliegt, ist auch in die arab. Tradition aufgenommen. Bei 
TalabP) finden wir sie: 

^^ 8^ JU ^ vJüi (*« vJLä JJj ^ «5ü J^ . . . JLä w :ii> UI9 

w m 

o^^ ^Uj^ yij>^ U^tj JXÄI5 jtJ>\^ UJb jLä ^_JU^I U3 JcjJ^ 



') Wir zitieren Gen. rab. 94, 8. Diese Stelle findet sich mit yer- 
Bchiedenen Varianten in der Deutung der Namen an vielen anderen Orten. 
Vgl. b. Sota 86 a; Jelamd. p. 51b; Tanch. z. Gen. p. 108 b; Targ. Jon. 
z. Gen. XLyi,21; Bet ha-Midr. Y, p. 169; Jalk. z. Gen. a. a. 0. etc. 

2) p. A^ Z. 85. 



— 62 — 

^ uij L^ ^yir ^.yai l^i üt, ^ ^t, ^^ ^i Js 

M>*' o*i '■**'^ o^ "^ o*^*^ '^Is o*^ '^^'^^ 'j**" o*^ '^ 

^^ ^\S >Ji JJ«f, Üj j;,«äJ! (^ Jj^l äÜ/*i ^\J- «Jli Ojj ÜJ5 

m w 

•cs^^j- r^i (s^ ^y^ ^y^ ^ >^ 



„Nachdem er mit ihm allein geblieben^ fragte er ihn: Hast 
du Kinder? Er erwiderte: Ja! — Wie viel? — Zehn Söhne. 
— Wie heissen sie? — Ich habe ihre Namen abgeleitet vom 
Namen meines verloren gegangenen Bruders mütterlicherseits, 
der Josef hiess. — Das hat dich zu grossem Kummer ge- 
nötigt. Nun welches sind ihre Namen? — BäU', Ahlr, A§kal, 
Aifi, Hair, Nu'män, Ward, Ra's, Haitam und ^Aitam. — Was 
bedeuten denn diese Namen? — Bali' d. h. die Erde hat 
meinen Bruder verschlungen; Ahlr d. h. er war der Erstge- 
borene meiner Mutter und meines Vaters; ASkal d. h. er 
war mein Bruder väterlicher- und mütterlicherseits imd ging 
verloren; Aiji d. h. er war lebend; Hair d. h. er war gütig, 
wo er auch war; Nu^än d. h. er war beliebt bei seinen 
Eltern; Ward d. h. er glich an Schönheit einer Rose; Ra's 
d. h. er stand zu mir im Verhältnis des Hauptes zum Körper^) ; 
Haitam d. h. mein Vater lehrte mich, dass er lebt: 'Aitam 
d. h. sähe ich seine helle Stirn, so würde ich Trost finden, 
imd meine Freude wäre vollkommen." 



^) [Die Entstellungen der Namen sind in letzter Instanz graphisch. 

und ^^Afi (so lies) für D^fim D^fiD sind aus ^h^a> und ^«j^ leicht 

korrumpiert (und ähnlich einige andere). Aber för die Ausdeutung dient 
schon die entstellte Form. N.] 

*) Dieses Gleichnis ist ebenfalls haggadisch. In Gen. rab. 100, 9 
wird Josef zu seinen Brüdern im Verhältnis des Hauptes zum Körper 
dargestellt (vmn ^im f![\xn dtui). Erschlossen aus Deut 88, 16. 



- 63 - 

Die Entstellungen mancher Namen imd ihrer Deutungen 
bei Ta^abi dürften darauf zurückzuführen sein, dass die jüd. 
Tradition sie ihm in dieser Form überliefert hat. Weist doch 
die Namendeutung in den Midraschwerken selber mancherlei 
Varianten auf. 



V. 



W 



„Sie sprachen: Stiehlt er, so hat schon ein Bruder von 
ihm ehedem gestohlen/ 

Nach Geiger^) liegt hier offenbar eine irrtümliche Ver- 
änderung der Worte des Midrasch vor, nach welchem die 
Brüder zu Benjamin, als der Becher bei ihm gefunden wurde, 
gesagt haben: «riM il «M »n (Gen. rab. 92, 8) „Siehe, ein 
Dieb, Sohn einer Diebin ! " mit Beziehung auf Raheis Teraphim- 
entwendung. In der Note verweist Geiger auf eine (von 
allen Kommentatoren und Erzählern mitgeteilte) Koranaus- 
legung, in welcher zur Erklärung des obigen Verses über den 
angeblichen Diebstahl Josefs unter verschiedenen Angaben 
sich eine findet, wonach Josef einen Diebstahl an Götzen- 
büdem begangen haben soU«), was die Annahme einer irr- 
tümlichen Verwechselung mit der Mutter bestätigt. 

Eher dürfte folgende Midraschstelle in Betracht kommen, 
in der auf den betreffenden Diebstahl der Rahel ausdrücklich 
hingewiesen wird: 

.(^D'^DVin n» 

1) A. a. 0. p. 148. 

*) Tanch. s. Gen. p. 99 b; Aggad. Breach. 76, 8. 



— 64 — 

„0 Dieb, Sohn der Diebin, du hast uns beschämt! Bist du 
doch der Sohn deiner Mutter, die unsem Vater ebenso be- 
schämte; denn „Rahel stahl die Teraphim" (Gen. 31, 19).** 

In dem von Geiger zitierten Midrasch wird der Teraphim- 
entwendung keine Erwähnung getan ^). 

Gleich den Rabbinen lässt Ephraem in seinem Gedichte 
die Brüder sprechen: 

A.&1^. y^) .^001 /g/^S ^as)] inü4> ^^-- ^] ^"^^^ ^ 

•(^(31^.^^ Ann 4,; \Zo2^ 

„Es wäre ein Segen für unsern Vater, wenn er deiner Mutter 
nicht begegnet wäre, da auch sie dadurch, dass sie nach 
Kräften stahl, deinem Vater Unannehmlichkeiten bereitete. Deine 
Mutter stahl die Bilder ihres Vaters Laban, des Aramäers, 
und siehe, du übernahmst ihr Werk, das sie als Erbschaft 
ihrem Sohne hinterlassen hat.** 



V. A-. 

^ ^_ji U J-i ^^j, »JÜJ ^^ Lä3>. jJJU: J^t Jö ^U 

•(^^ *JJi ^^<Äi 3I ^1 ^^ ^j'u ^^^ o^^:^i ^^1 ^ v-Ä^^ 

«Als sie über ihn verzweifelt waren, traten sie beiseite 
zwecks einer Beratung. Der Grösste von ihnen sprach : 
Wisst ihr nicht, dass euer Vater euch ein eidliches 



') [Desto mehr ist Geiger's Scharfsinn anzuerkennen, der aus den 
kurzen Worten gleich das Richtige erkannte. N.] 

2) Eist. d. Jos. p. 226. Aehnlich Basüius. T. n, p. 19. 



— 66 — 

Versprechen bei Gott abgenommen hat, und wie unrecht 
ihr früher an Josef gehandelt? Ich werde daher das 
Land nicht eher verlassen^ als bis mir mein Vater es 
erlaubt^ oder bis Gott mir darüber eine Entscheidung gibt/ 

Der Haggada zufolge brachte Rüben seinen Brüdern die 
an Josef begangene Freveltat in Erinnerung^ als sie voller 
Verzweiflung die Beschuldigungen des egyptischen Machthabers 
anhörten. Juda war es aber^ der mit aller Macht die Befreiung 
Benjamins zu erwirken suchte^). Bei Mohammed ist es eine 
und dieselbe Person, die sowohl die Brüder an die frühere 
gegen Josef gerichtete Tat erinnert, als auch für Benjamin 
so tatkraftig eintritt. Diese Person ist von Mohammed wie 
gewöhnlich nicht mit Namen genannt, sondern nur angedeutet: 

(fijtt/S JLS ;,es sprach der Grösste von ihnen**, worunter die 

Ausleger mit Recht den Grössten in Bezug auf die Jahre 

(o^ (^ C^y^^)) iiämlich Rüben (J^Aj^y^^), verstehen 2). 

Die Art, wie in der arabischen Tradition Rüben, in der 
jüdischen Juda für Benjamin eintritt, wird aber hier wie 
dort in gleicher Weise geschildert: 

yOA ^ jBü^ )i Xäxaö Jl^^UAO^i üLi>l «Sy^j U5^- ^ ^ Jlt, 

^"iilS ^Üb w^ ^j s^^^j^ J\ ^ »sSi sju^^, jUb K^ uA^ 



^) Vgl. Tanch. z. Gen. p. 108 a: onan nano nn« nüh f[W n^h idh 

ono nn« ]♦« Ah Sao V'h onan nann no^ nnm onano wm idd o^nji nSi 
.uanpM «a^M noMdv anp «3MV «D!tya t3M i6m la vsnn 

*) ZamabSan (p. f aI^) führt u. a. auch eine Meinung an, nach 

welcher unter (*^jf!i^ Juda zu verstehen sei: iViuil ^ f^j^ t)*^ 

I J^ ^^ Lflr'^' ^ ^®^ darauf folgenden Sagen aber ist nur von J^^ 
die Rede. 

6 



— 66 — 

LäJ s.ü^\ '^ cy o' J^; ^ ^-^^^ c/^ '^ *"i-^ <^' 

»Wenn die Söhne Jakobs in Zorn gerieten^ waren sie nicht zu 
bezwingen. So wurde denn Rüben zornig und sprach: König; 
bei Gott! wenn du uns nicht fortlässt und mit uns unsem 
Bruder, so werde ich einen Schrei ausstossen, dass in Egypten 
kein schwangeres Weib bleibt, welchem nicht seine Leibes- 
frucht abgeht. Jedes Haar an seinem Leibe sträubte sich 
und drang durch seine Kleider. Die Söhne Jakobs hatten 
aber im Zorne die Eigenart: wenn einer von den ihrigen den 
Zornigen berührte; so legte sich dessen Zorn. Josef sagte also 
zu seinem Sohne: Stelle dich an die Seite Rubens und be- 
rühre ihn. Und als der Junge sich an dessen Seite stellte 
und ihn berührte, schwand Rubens Zorn. Da sprach Rüben: 
In diesem Hause ist fürwahr etwas von Jakobs Kindern.*' 

Diese Darstellung setzt sich aus einer Anzahl einzelner, 
in der jüdischen Tradition umlaufender Sagen zusammen. So 
erzählt die Haggada, dass Juda Gewalt anwenden wollte^), 
und schildert in gleicher Weise die Eigentümlichkeit Judas, 
wenn er in Zorn geriet: 

.('r^3 n« mj^pini mmv r^nirw^ rn non »büro rmr irm^ 

„Wenn Juda von Zorn erfliUt wurde, pflegten sich seine Haare 
zu sträuben und seine Kleider zu durchdringen.*' 

>) Ta*l. p. Af , Z. 16; Tab. p. f.f; 6ämi*-alb. XIII, p. 11; Bai(J. 

Z. St p. flA. 

*) Das Vjin (Gen. 44, 18) wird als zum Kampf herausforderndes 
Auftreten nonSoS nv;in aufgefasst, mit Bezug auf II Sam. 10, 18. Vgl 
Gen. rab. 98,6; Tanch. z. Gen. p. 104 a; Midr. hag. p. 661; Lek. t. I, 
p. 107 b; Jalk. z. Gen. § 150; z. Josua § 22. 

*) Tanch. z. Gen., Gen. rab. 11. cc; Midr. hag. p. 668; Jalk. z. Gen. 
a. a. 0.; z. Hieb §897. Von den syrischen Schriftstellern ist es Basilius, 

der diese Sage übernommen hat T. n, p. 17: 001 ^0 090IJ^) ö^mO 
^^^ Jl^ ^Loyo i lo i loALo ^9 \«^ IjooLA iir^^ '^^^ 



— 67 — 

Aehnlich berichtet die Haggada^ wie Josef Judas dro- 
hende Wut bezähmt habe: 

;,Er (Josef) winkte dem Manasse^); dieser tat einen Tritt, 
wodurch der ganze Palast erzitterte. Da sagte (Juda): Dieser 
Tritt stammt aus dem yäterlichen Hause/ 

Judas Stimme mit ihrer gewaltigen Starke ist in der 
Haggada geradezu sprichwörtlich. Der Midrasch bezieht 
Hieb 4, 10 auf Juda, der mit einem Löwen verglichen wird 
(Gen. 49, 9)^). Femer heisst es auch, als Josef Benjamin mit 
seinen Brüdern nicht ziehen lässt: 

pK rrttrpyi . . . noic nwo n Aip 'jSm b\i: Sipa amn rrw Djn 

^Juda wurde zornig und brüllte mit lauter Stimme. Seine 
Stimme drang vierhundert Parasangen weit . . . und das Land 
Egypten drohte sich umzuwälzen.* 



1) Gen. rab. a. a. 0.; Midr. hag. p. 666. 

^ Von den beiden Söhnen Josefe beteiligte sich nach den Rabbinen 

Manasse — nach dem arabischen Bericht ein ^t schlechthin, ohne 
spezielle Namensangabe — an dem von seinem Vater in Szene gesetzten 
Auftritt. So spielte er den Dohnetscher zwischen Josef und seinen 
Brüdern, bediente sie beim Mahle, erwartete sie am Tore der Stadt, legte 
das Geld in ihr Gepäck n. s. w. Vgl. Targ. Jon. z. Gen. XLU, 28; 
XLin, 16; XLIV, 1; Gen. rab. 91, 4, 6, 8; Tanch. z. Gen. p. 101b. 

*) [Aus Gen. 49, 9 stammt natürlich die fürchterliche Stimme, die 
in dem arab. Bericht dann auf Raben übertragen wird. N.] 

*) Gen. rab. 98, 7; Midr. hag. p. 664; Jalk. z. Gen., z. Hieb 11. ce. 



— 68 — 



V. Alf. 






^Er sprach: Ich klage Gott meinen Schmerz und Kummer; 
doch ich weiss durch Gott, was ihr nicht wisst. 
meine Söhne, gehet hin und bringet Kunde von Josef." 

Aus dieser Stelle ^) erhellt, dass Mohammed der Ansicht 
war, was auch die Kommentatoren ausdrücklich hervorheben, 
Jakob habe durch göttliche Mitteilung gewusst, dass Josef 
noch lebe. Ganz entsprechend im Midrasch: 

9 Gott hatte ihm (Jakob) offenbart, dass Josef noch lebte. ** 

Hinsichtlich der Jakob zu teil gewordenen Offenbarung, 
dass Josef noch am Leben sei, lassen sich die Rabbinen noch 
weiter aus. So habe Jakob schon beim Empfang des blutigen 
Leibrockes gewusst, dass Josef in Wirklichkeit nicht umge- 
kommen sei. Sein erschrockener Ausruf beim Anblick des Ge- 
wandes: „Ein wildes Tier hat ihn zerrissen! *" sei nur auf die 
Frau Potiphars zu beziehen^ die, wie ihm der heilige Geist 
durch Inspiration verkfindete, später Josef zur Sfinde werde 
verleiten wollen: 

9 Der heilige Geist erleuchtete ihn: Ein wildes Tier hat ihn 
zerrissen (Gen. 37, 33) — darunter ist die Frau Potiphars zu 
verstehen." 



1) Vgl. auch V. iv: ^ jJUj ^ U ^1 ^ ^^t ^J ^ Jj« ^! i\3 

^) Tanch. z. Gen. p. 97 a mit Bezugnahme auf Gen. 42, 1. 
*) Gen. rab. 84,19; Jalk. z. Gen. § 148. Vgl. auch Targ. Jon. z. 
Gen. XXXVn, 88. 



— 69 — 

Hierin ist vielleicht der Ursprung jener arabischen Tra- 
dition zu erblicken, nach welcher Jakob die Mitteilung vom 
Leben Josefs durch einen Engel erhalten haben soll: 

„Er (Jakob) sah den Todesengel im Schlafe und fragte ihn: 
Haßt du Josefs Geist schon ergriflfen? Jener entgegnete : Nein, 
bei Gott, er lebt noch; suche ihn!" 

Denn es dürfte nicht ausgeschlossen sein, dass wie Mo- 
hammed, so auch dessen Ausleger den heiligen Geist ((j«oJüt ^) 
mit einem Engel identifiziert haben ^). 

Damit man aus der grossen Trauer Jakobs über den 
Verlust seines Sohnes Josef keinen Zweifel an seinem Glauben 
an die Auferstehung der Toten herleite, bezeugen die arab. 
Autoren seinen wie Josefs Auferstehimgsglauben durch fol- 
gende in die Josefsgeschichte eingeflochtene Erzählung: 

2u^LAd L*^ j^ij 3^ uüu i^^^i u^ wA-^^ vy^ (j^^ Lj 

^! ^ f^\ i^yaJ v^J ^y:5> fj^ VÄ>u^ vi>j| Li Uu^ oUb L^ 

„Als Jakob und Josef sich begegneten, umarmten sie sich 
und weinten beide. Da sprach Josef: Vater! du weintest 
über mich, bis dein Augenlicht schwand. Wusstest du denn 
nicht, dass die Auferstehung uns einst wieder vereinigen wird? 
Er erwiderte: Wohl, mein Sohn! aber ich fürchtete, dass du 
deinen Glauben von dir werfen würdest, und dann wtLrde am 
Tage der Auferstehung eine Trennung zwischen mir und dir sein/ 



1) Zam. p. fAö, Z. 12. Weiter ausgeschmückt bei Tal. p. /vö, 
') Vgl. Nöldeke, Geschichte d. Qoräns, p. 15. 

») Ja*!, p. AV, Z. 88; Zam. p. f^v, Z. 25, 



— 70 — 

Eine innere Verwandtschaft zeigt diese Erzählung mit 
der Haggada: 

m D'^TO DTW D^Tiö irt« uy^m» D'^^n o-now wo« laiS int« p W 
jm" iTn )¥» orannS it^o-i udhA rniia S31 ra S3 lop'i apra s'w 
3pjr» iTW "ÄO D^ij^at^ rmff mi )h net« ormiS ]mü rrn o-^n o-now 
f R«^ f öimn rSj? b^p t«S i^-bS -n vp* rrmt^ t^npn mna jm" )r3« 

,£in Minäer fragte unsem Lehrer: Leben wohl die Toten 
fort? Eure Väter glaubten dies nicht, und ilir woUt es 
glauben? Bei Jakob heisst es: Es standen auf alle seine 
Sohne und seine TOchter, um ihn zu trOsten, und er wollte 
sich nicht trOsten lassen (Gen. 37,35); hätte er aber die 
Ueberzeugung davon gehabt, dass die Toten fortleben, würde 
er dann keinen Trost angenommen haben? Unser Lehrer er- 
widerte ihm: Du Tor! unser Vater Jakob wusste durch den 
heiligen Geist, dass Josef noch lebte, und nahm deshalb seinet- 
wegen keinen Trost an, weil man um einen Lebenden keinen 
Trost annimmt. ** 

Ebenso wird von Josef hervorgehoben, dass er den Auf- 
erstehungsglauben besessen habe: 

"nojfy n« üthym tMnt« ü^rbn npo"» ipo lot«^ D^nen n-nro rmn vp 

.(«nwD 

,» Josef glaubte an die Auferstehung der Toten, denn es heisst: 
Wenn Gott sich euer erinnert, so nehmet meine Gebeine von 
hier mit (Gen. 50,25; Ex. 13,19).** 

Eine Parallele zu der arabischen Angabe, dass Jakob 
wegen der Glaubenstreue Josefs in Angst war, dürfte die 
Mdraschstelle bilden: 

^) Tanch. z. Gen. p. 91a; Jalk. z. Qen. a. a. 0. 

^ Pos. rab. p. 49b; Jalk. z. Judic. § 61. Aehnlich Mechüta p.24b. 

>) Gen. rab. 94, 8; Midr. hag. p. 675. Eine andere Haggada be- 
tont die Gottlosigkeit der Umgebung Josefis, um seine Frömmigkeit 
dorcb den Gegensatz noch mehr hervorzuheben. Pes. rab. a. a. 0.: 



— 71 — 

«Und Israel sprach: Ti (Gen. 45, 28) — d. h. gross ist die Kraft 
meines Sohnes Josef. Er wurde von vielen Leiden betroffen, 
harrte aber dennoch in seiner Frömmigkeit aus.** 

Aus seiner Freude also über die Glaubensstärke Josefs 
lässt sich wohl folgern^ dass Jakob vorher für sie geflirchtet hatte. 

Von den Kirchenvätern nimmt Aphraates ebenfalls als 
erwiesen an^ dass Jakob und Josef an die Auferstehung 
glaubten. In seiner ausschliesslich de resurrectione mortuorum 
handelnden Homilie, wo er zum Glauben an die Auferstehung er- 
mahnt; stellt er als Vorbilder diese beiden Patriarchen auf. Seine 
Beweise dafür sind aber exegetisch aus Versen der Genesis 
gefolgert; die auch die Rabbinen ins Feld ftthren. Es kann 
demnach keinem Zweifel unterliegen, dass er aus jüdischer 
Quelle geschöpft hat: 

(3iL i^]o oij^ y q ffyn iS J^o\ ]ooi ^)^ ^ ^oe] jiA^^ nnnSi 

sc 

PI jj^jdAJ ^9jlas9 .jannS^ )ooi l^. )J -^-^- ^? hv>\o 
looud 1^9 ]ooi InmV ]L^^ A^küL; ^oj^ >0|^ ]joi ^^criogixd) >q2^ 

„Denn da unser Vater Jakob im Sterben lag, beschwor er 
seinen Sohn Josef und sprach zu ihm: In dem Grabe meiner 
Väter begrabe mich, bei Abraham und Sarah und Isaak und 
Rebekka (Gen. 47, 29, 30; 49, 29, 31). Warum aber, mein 
Lieber, wollte Jakob nicht in Egypten begraben sein, sondern 
bei seinen Vätern? Damit hat er uns zuvor gezeigt, dass er 
auf die Auferstehung der Toten hoffte, dass, wenn der Ruf 

Dn^vvoo lüh vfn n)nb\ ifi^iDW |«a D«^ttn ^av i^a ^n:i c)Di* „Josef wuchs auf 
unter zwei Freylern, unter Potiphar und Pharao; aber er eignete sieb 
nichts von ihren Werken an.^ 
1) Hom. Vm, p. 169 f. 



— 72 — 

und die Stimme des Homes ergehen würden^ seine Aufer- 
stehung nahe bei der seiner Y^ter sei, und dass er zur Zeit der 

* 

Auferstehung nicht unter die Bösen gemischt werde^ welche 
zur Hölle und Qual fahren. Und ebenso beschwor auch Josef 
seine Brüder und sprach zu ihnen: Wenn Gott euer gedenkt^ 
80 führet meine Gebeine von hier mit euch hinauf (Gen. 50,25; 
Ex. 13, 19).** 

Der Beweis bezüglich Josefs ist ganz derselbe wie bei 
den Rabbinen. Was den Beweis bezüglich Jakobs betrifft, 
so hatte sich Aphraates nach seinen Anschauungen eine Hag- 
gada zurecht gelegt, nach welcher es nicht die Nähe der 
Väter ist, um die es Jakob zu tun war, sondern das heUige 
Land, in dem die Auferstehung der Toten zuerst von statten geht: 

„Dass ich bei meinen Vätern begraben liege u. s. w. (Gen. 
47, 30) . . . Denn die Toten des Landes Israel stehen früher 
auf zu Zeiten des Messias. "" 



V. T u. il 

. . . Uao^ ob ^\ 2C>5 ^ »^13 \J^ (V^i^äj j^JI 

» ^ S> ^ft**^ o « «« > «o£ > «O«« ,k^^ of S«^ 

.1,*^ Jujli H=?5 (> xl^' yt^ »L> ^ Üb 

„Nehmet diesen meinen Rock und leget ihn auf das Ange- 
sicht meines Vaters, und er wird wieder sehend werden . . . 
Als der Verkünder der frohen Botschaft kam, legte er 
um auf sein Angesicht, und er (Jakob) ward sehend. ** 

Den Ursprung der Darstellung Mohammeds, als sei 
Jakob durch seinen Kummer über Josef blind (vgl. V. Af), je- 
doch durch Auflegung des Eamis beim Empfang der frohen 

1) Tanch. z. Gen. p. 107b; j. Eilajim c. 9, 82a; j. Ketnboth c, 12,59a; 
Mi^. ha;^. p. 709; Pes. rab. p. 2 b. 



— 73 — 

Botschaft wieder sehend geworden, glauben wir im folgenden 
nachweisen zu können. 

Die jüd. Tradition ist durchweg von der Anschauung 
beherrscht, dass der heilige Geist während des ganzen Aufent- 
haltes Josefs inEgypten von Jakob ferngeblieben sei: rr^iff rw y:: 
.(^ Dpj?''D itnpn mi WJ) vdkd pn civöd pp'^ „Während der 22 
Jahre, die Josef in Egypten ohne seinen Vater zubrachte, 
war der heil. Geist Jakob verborgen. * Er kam erst mit der 
Nachricht, dass Josef noch lebte, wieder über ihn: 

ripn rm rhy nmu^ ^d nn»! v^j?d u^npn mi npSno^u^ '•äö t^» nrY'iw 
hy HKtti mi mti^i D^Spjw ütw Dira» npr rni •'nni -idwi^ n^rnnM 

.(2pma» npr 

„Jakob hörte, dass Josef noch am Leben sei, und sein Geist lebte 
wieder auf . . . War denn der Geist Jakobs tot, dass er wieder 
auflebte? Nein, der heilige Geist war (bei der Trennung von 
Josef) von ihm gewichen, nahm aber wieder Wohnung in ihm 
wie zuvor (bei der Nachricht von dessen Leben), denn es 
heisst: Und es ward der Geist ihres Vaters Jakob lebendig 
(Gen. 45, 27). Hierzugibt Onkelos die Erklärung: Der Geist der 
Prophetie nahm in ihrem Vater Jakob Wohnung." 

Von den Rabbinen wird aber der heilige Geist oder der 
Prophetengeist bildlich als Licht aufgefasst. Wenn jemand 
von dem Geist der Prophetie erfüllt wird, so strahlt in ihm 
ein Licht ^). Da nun Jakob von der Wegnahme Josefs an 

») Tanch. z. Gen. p. 96 b. 

2) Pirke d'R. El. c. 88, p. 89 b; Midr. hag. p. 672. Deutlicher 
findet sich dieselbe Erklärung bei Jonat. z. Gen. XLY, 27: nmn3 nn nitin 
pniDH Dpj^> mS^V nam rjDi» n« w^atn p^pa n>3>D np^nD»«n. In unserer Edition 
des Targ. Onkelos steht Mtrmp nn, was mit nKU3 nn identisch sein dürfte. 

*) So wird Mose, von dessen Prophetengeist ein Teil auch auf viele 
andere Propheten überging, mit einem brennenden Lichte verglichen, das 
viele andere Lichter iMizündet, ohne von der Kraft seiner Flamme etwas 
einzubüssen. Tanch. z. Num. p. 29 a; Num. rab. 18, 20; 15, 19: n»n PiD^ 
ntro p C[H oAa non »a»» v\m laoD o'p^^no h^n ph)n n^rw la^ non ntro 
oAa ntTD Str innui nnon nh inwaaD Q»H»aan Aöae^ t'y». Man denke dabei 
auch an den Ausdruck ntn 1 Sam. 9, 9, 



— 74 — 

des heiligen Geidtes verlustig war^ so erlosch das ihm inne- 
wohnende Licht^ und er wurde deshalb als nichtsehend be- 
zeichnet : (^ nwn i^'^w n«ni wdd t^ipn mi npSnw ppi'» ^:iw cro 
„Seit dem Tage^ an dem Josef gestohlen wurde, schwand 
von ihm der heil. Geist und er war sehend, ohne zu sehen/ 
Erst beim Empfang der frohen Botschaft, als der heilige Geist 
in ihn zurttckkehrte, galt er wieder als sehend. 

Die haggadische Auffassung nun, dass das Schwinden 
des heiligen Geistes wie eine plötzlich entstandene Blindheit 
zu betrachten sei, gelangte zur Kenntnis Mohammeds, der sie 
aber nicht in ihrer eigentlichen Bedeutung, bildlich, sondern 
wörtlich nahm. 

Ueber den Jakob überbrachten Kamis sprechen sich die 
arab. Autoren dahin aus, er sei aus dem Paradies gekommen 
und sein Geruch habe heilende Kraft besessen. Jakob habe 
daher durch Auflegung desselben auf sein Angesicht das 
Augenlicht wieder erhalten: 

9 Jener Eami? war aus einem Paradiesgewebe und enthielt 
einen Geruch von dort. So oft er auf einen Geprüften oder 
Kranken gelegt wurde, brachte er Heilung und Genesung. " 

Darin finden sich Anklänge an die rabbinische Paraphrase 
(zu Gen. 3, 21), die in spielender Weise statt nv nWD „Röcke 
von FeU** — nw n)Tö „Röcke von Licht** liest»). 

Dieser Auflassung begegnen wir auch bei Ephraem. 
Denn er rühmt den göttlichen Lichtglanz Adams, dessen 



') Gen. rab. 91, 6; Jalk. z. Gen. § 148. Nach einer Tradition ist 
auch die spätere Abnahme der Sehkraft Jakobs (Gen. 48, 10) nichts an- 
deres als eine Abnahme seines Prophetentums. Bet ha-Midr. VI, p. 88: 
nmaan jd — naa ^hw» »3»jn. Aehnlich Pes. rab. p. 12 a: nsa hvnJtn un^i 
,ttnpn nn wdd np^noitr rvmih ^av vh me üih\tn on \om an A ioh . . . |pTP 

2) Ta*l. p. Av, Z. 6; Zam. p. fAV. 

') Gen. rab. 20, 12; Jalk. z. Gen. § 84. 



— 75 — 

Strahlen die Tiere gerade so wie die Kinder Israels das strah- 
lende Antlitz Mosis nicht ertragen konnten^ und das himmlische 
Gewand (lAäü^Lax ]2la,^^), das Eva auch nach dem Ge- 
nüsse der verbotenen Frucht nicht einbüsste ^). 



ANHANG. 

Hier mögen noch einige Züge erwähnt werden^ welche 
die Kommentatoren und Erzähler des Korans sowie die Kirchen- 
väter der Josefsgeschichte einfügen und deren jüdischer Ur- 
sprung nachweisbar ist. 



Von den beiden Pharaonen, unter denen Josef wirkte, 
soll sich der erste von Josef zum Glauben haben bekehren 
lassen, der zweite dagegen die Bekehrungsversuche zurück- 
gewiesen haben und im Unglauben verharrt sein: 

sju^yj^ oL* ^ iJLlJ ^^ aULU^ vjbw^^ ^jA\ ^^^Ä5> oU L« y^Uif 

m m 

„Damals war KOnig in Egypten und dessen Umgebung Arrajän 
Ibn Walid ... Es wird überliefert, dass dieser König nicht 
eher starb, als bis er Josef Glauben geschenkt hatte und ihm in 
seiner Religion gefolgt war. Als er starb, war Josef noch 
am Leben. Nach ihm regierte Käbüs Ibn Mus^ab ... Er 



») T. I, p. 27 C; 26 F; 81 F. Vgl. darüber Gereon, Die Commen- 
tarien des Ephr. Syr. im Verhältnis z. jüd. Exegese in Frankeis Monats- 
schrift 1868, S. 29. 

2) ?a4. p. vf ; Zam. p. f11; Tab. p. ^va. 



— 76 — 

war ungläubig; Josef forderte ihn zur Annahme des Islams 
auf, er wollte sich aber nicht dazu bekennen." 

Aehnlich spricht sich die Haggada über diesen Punkt 
aus. Sie gibt folgendes Gespräch wieder, das Josef mit dem 
Pharao, dessen Träume er gedeutet, über Gott geführt hat: 

VYi« nwn rjn» rrm rmv iTW "dti nan ^3 hv n-apn*? 700 pp"^ rrn 
nopn^ -pno "jk id;w u-k^d wn now nn» no 1^ -iöw «vn roD tt^nSo 

.(^ niDDD ^Dnon^ ^Din ^Km n ^DnonS fe" nn« j-w i^«^ 

„Josef pries Gott bei allem, was er tat, und als sein Herr 
ihn mit seinem Munde lispeln sah, fragte er ihn: Was sprichst 
du? Er antwortete: Ich preise Gott. Sein Herr sprach zu 
ihm: Ich möchte ihn sehen! Josef erwiderte: Siehe, die Sonne 
ist nur einer von seinen vielen Dienern, und du kannst nicht 
in sie schauen; wie solltest du vermögen, seine Herrlichkeit 
zu schauen?" 

Aus diesem Gespräch geht zwar nicht deutlich hervor, 
dass der König sich zum Gotte Josefs bekannt, wohl aber, 
dass er ein wohlwollendes Interesse für den Glauben seines 
Untergebenen gezeigt hat. Ueber den Unglauben des zweiten 
Pharao heisst es dagegen ausdrücklich in einer Tradition: 

tm ♦ . ^DH tniM 1DD 1D rpy^ r« j?t «^ nti^« a'^wi ppra Seauf W3 

.(2 M n» ^nvr b6 not« 

^Wie er Josef verleugnete, indem es heisst: Er kannte Josef 
nicht (Ex. 1, 8), so verleugnete er den Schöpfer des AUs. . . 
als er die Aeusserung tat: Ich kenne Gott nicht (Ex. 5,2)." 



Sowohl eine jüdische wie eine arabische Tradition be- 
sagt, durch Abrahams Verschulden seien Josef und nach ihm 
die Kinder Israels nach dem Lande Egypten gekommen. Nur 



>) Num. rab. 14,8; Tanch. z. Num. p. 22 b. 

2) Lek. t. II, p. 2 a. In Exod. rab. 1,8 wird Ex. 1,8 mit Ex. 5, 2 
in folgender Weise gegenübergestellt; Min nno^ ^DV dm yT tßh niTM Qvn 



— 77 — 

gehen die Meinungen darüber auseinander, worin diese Schuld 
Abrahams bestehe: 

„Abraham kam eines Tages nach Egypten. Als er aus dem 
Lande wegzog, begleiteten ihn die dortigen Asketen und 
Frommen aus Verehrung und Hochschätzung vier Parasangen 
weit zu Fuss und barfuss» Abraham aber stieg ihnen zu 
Ehren nicht vom Reittiere ab. Da offenbarte ihm Gott: Du 
stiegst meinen Dienern zu Ehren nicht ab, wälirend sie mit 
dir barfuss zogen. Ich vergelte es dir damit, dass einer 
deiner Nachkommen in dieser Stadt verkauft werden soll.** 

Die Haggada: 

ixh'i »af Spn tm\ ^^''Bin \xm "»tS tx\T »Si^ uSd cn« niDU^ uh^nh 

.(2 j?nK HDD 
„Stets hüte man sich, in Sünde zu fallen, auch in die ge- 
ringste. Beweis dafür sind unsere Erzväter, die nach Egypten 
auswandern mussten um eines kleinen Wörtchens willen, das 
Abraham gesprochen: Woran soU ich es erkennen u. s. w.? 
(Gen. 15, 8)-** 

Die Auffassung der Haggada teUt auch Hieronymus ^). * 
In seinem Kommentar zu Jes. XLIII^ 27 bemerkt er: „Abraham 
peccasse convincitur, quando Domino terram repromissionis 
semini illius poUicenti respondit: In quo sciam quia possi- 
debo eam?** 



») Ta*l. p. vf , Z. 6. 

*) Sed. £1. rab. p. 66; b. Nedarim 32 a; Jalk. z. Gen. § 76. 
") Vgl. Ginsberg, a. a. 0. p. 106. 



— 78 — 

In Homilie XIII bemüht sich Aphraates nachzuweisen^ 
dass die Frömmigkeit der wahren Gerechten durchaus nicht 
in der Heiligung des Sabbats bestand. Als Beispiel weist er 
auf Josef hin^ der erst durch eine andere fromme Handlung^ 
nicht aber durch Wahrung des Sabbats als Gerechter aner- 
kannt wurde: 

„Und Josef im Lande Egypten wurde nicht wegen der Wahrung 
des Sabbats gerecht/ 

Wie Aphraates dazu kommt^ Josef; zu dessen Zeiten die 
Verordnung des Sabbats doch noch nicht bestand, als Beispiel 
anzuführen, ergibt sich aus folgender MidraschsteUe : 

ma» KTi nai mm -t^n W2 rrm «no f n rni^ t6t^ jdh pw pm 

„Unter pm (Gen. 43, 16) ist nichts anderes als die Sabbatfeier 
zu verstehen. Vgl. Ex. 16, 5. Damit ist angedeutet, dass 
Josef den Sabbat schon vor der Verordnung gehalten hat.* 

Dieser anscheinend allgemein verbreiteten rabbinischen 
Ansicht wollte wahrscheinlich Aphraates entgegentreten. 

1) p. 288. Schon oben S. 86 angefahrt. . 

^ Gen. rab. 92,4; MecL p. 24 b; Midr. hag. p. 649; Jalk. z. Gen. 
§ 149. Eine andere Haggada berichtet in reicherer Ausschmückong über 
die Anerkennung, die Josef für seine Heiligung des Sabbats gezollt wurde, 
mit Beziehung auf Num. 7, 48, wo es heisst, dass der Fürst der Kinder 
Ephraims sein Opfer am siebenten Tag darbrachte. Num. rab. 14, 2: 
« . . . nana nhw Tjr nam n» lo'n onpn «in» «|Di»a nano .n^j^m »aonpn »o 
pV dWd uh» ym nninn nan^a n^» ny ro»n n« mo» nn» «jdv n'^pn idm 
]wia «aip h^ph »^i anpo vn^ \*vw no na»a «anp anpD um» ^aa. „Wer 
ist mir zuvorgekommen, dass ich es ihm wieder vergelten sollte? (Uiob 41,8). 
Das bezieht sich auf Josef, welcher zuvorkam und den Sabbat beobachtete, 
ehe er noch angeordnet war ... Da sprach Gott: Josef, du hast den 
Sabbat beobachtet, ehe noch die Thora gegeben war, bei deinem Leben! 
ich werde es deinem Enkel vergelten, dass er sein Opfer am Sabbat dar- 
bringen soll, was sonst kein einzelner tun darf, und mir liegt es ob, sein 
Opfer mit Wohlgefallen anzunehmen.^ 



— 79 — 

Der Genesis zufolge fürchtete sich Jakob nach Egypten 
überzusiedeln, und er begab sich erst auf den Weg, als Gott 
ihm ermunternd zuredete. Epbraem gibt hierzu die Er- 
klärung: 

^ ^^asß] }j]o ^^Lm] Uh <^ r^l jlnSnSn \..^Lr^o ^i^las 

„Weil er fürchtete, die egyptische Zauberei könnte seinen 
Kindern schaden, offenbarte sich ihm Gott und sprach zu 
ihm: Fürchte dich nicht, nach Egypten hinabzugehen (Gen. 
46, 3). Weil er ferner dachte, sie würden um des Guten 
willen, das ihnen begegnete, in Egypten dauernd Aufenthalt 
nehmen, und somit würde die Verheissung vereitelt, sprach 
Gott zu ihm: Ich werde dich hinabführen, und ich werde dich 
von dort hinaufführen (Das. 46,4).** 

In seinem Gedichte, wo dieser Vorgang eine weitere 
Ausschmückung erfahrt, deutet Ephraem Jakobs Furcht haupt- 
sächlich dahin, dass Egypten das Land des Götzendienstes sei : 

„Wie soU ich nach Egypten hinabgehen, wo so viele 
Götzendiener sind und Zauberer ohne Zahl; wo man viele 
Götter und Göttinnen verehrt. Sollen dahin die Kinder der 
Hebräer gehen und sich bei den Egyptem verunreinigen?** 

Dieselbe Erklärung zur Pentateuchstelle haben die 
Rabbinen: 

cn "a p« h^ i^w TOTO n-apn Si^ W3t^t^ p» nw -m^iö pt« nw 

») T. I, p. 103 c. 

^) HiBt d. Jos. p. 299 f. 



- 80 — 

•joj? r\H "3)» «n'^n ^» apr «Tspn i^ loi« DiWs d-du^ n^n" f Htt^ pKS 

„Als Jakob hOrte^ dass Josef noch lebO; dachte er besorgt 
darüber nach und sprach : Wie soll ich das Land meiner Väter 
verlassen, das Land meiner Geburt und das Land, wo 
Gottes Schechina thront, und nach dem Lande der Chamiten 
gehen, einem Lande, wo keine Gottesfurcht herrscht? Da 
sprach Gott zu ihm: Fürchte dich nicht, Jakob, ich gehe mit 
dir nach Egypten hinab, und ich werde dich wieder hinauf- 
führen (Gen. 46,4)/ 

Femer heisst es in einer Haggada: 

„Ich werde dich hinauflführen . . . Jakob fürchtete nämlich, 
dass seine Kinder in Egypten dauernd verbleiben würden." 



Ephraem lässt Benjamin, als der Becher bei ihm ge- 
funden wurde, vor Josef schwören: 

„Bei dem, der mich von meinem Vater trennte und mich 
meiner Mutter Rahel beraubte! ich weiss nicht, wer mich 
hintergangen und den Becher im Sacke verborgen hat. Bei 
jener Stunde, die mich von meinem lieben Bruder Josef 
trennte! ich weiss nichts von der Sache.** 

Ebenso Tanch. z. Gen. p. 103 b: 

y-Djn r\H awS rr^ )h jw "»ö mn p-wS «S» vrh röm "rt* ürh ya» 

„Er (Josef) sprach zu ihnen: Ich möchte nur wissen, 
wer diesem Benjamin den Bat erteilt hat, den Becher zu 

») Pirke d'R. El. c. 89, p. 92 a; Jalk. z. Gen. § 162. 
^ Midr. hag. p. 676. 
") Hist. d. Jos. p. 284. 



— 81 — 

stehlen . . . Schwöre mir! Er (Benjamin) begann zu schwören: 
Bei der Trennung von meinem Bruder Josef, ich habe ihn 
nicht angeriilirt/ 

Eine rabbinische Ansicht geht dahin, dass Gott absicht- 
lich die Frommen einer Prüfung unterzieht, um ihnen nach 
deren Bestehen ein herrliches Los zu bereiten^). Derselben 
Ansicht ist Aphraates. Denn auch er sagt, Josef sei seines 
Glaubens wegen in Versuchung mit Potiphars Frau geführt 
worden, und bemerkt zugleich, dass fQr seine Standhaftigkeit 
und Frömmigkeit Gott selbst Zeugnis ablegte: 

„Und Josef wurde um seines Glaubens willen in dem Wasser 
des Streits ^) erprobt und wurde aus der Prüfung befielt, und 
sein Herr legte für ihn Zeugnis ab, wie David sagte: Er legte 
Zeugnis für Josef ab (Ps. 81, 6).* 

Worin das für Josef von Gott abgelegte Zeugnis zu er- 
blicken ist, bezeichnet Aphraates nicht genau; es erhellt aber 
aus folgender Haggada, die er anscheinend gekannt hat: 

.(* ne-öiB nt^KD y:} vhiff rhy ryü iT Fjovra vto »t^ ppvra reny 

„Zum Zeugnis in Josef machte er es (Ps. 81, 6). Weshalb 
heisst es ^iD^TD (statt ppT'D)? Damit zeugt Jäh (der Gottes- 
name iT in Pjo^T) für ihn, dass er das Weib des Potiphar 
nicht berührt hat.** 

^) Knm. rab. 15, 12; Tanch. z. Nom. p. 25 b mit Beziehimg auf 

^ 11, 5 : mnv poi nhnn inw p-nai jnwBf tjt nmirS mnn rm r6yü n^apn \m 
.T\r\wh inw n^o mn woaa noij? 
*) Hom. I, p. 18. 

V ll^r^? M^ ist (nach einer Bemerkung meines rerehrten 
Lehrers Herrn Prof. S. Landauer) die Wiedergabe des nano «D (Ex. 17; 
Num. 20, 18, 24). 

«) Ley. rab. 28, 10; Midr. hag. p. 585; Jalk. i. Jud. § 44. Yg^ 
auch Hagiogr. chald. z. ^ 81, 6, p. 49 : nnp nVi -— nnv ffem hy, nnnno 
.mann nniA 



— 82 — 

An vielen Stellen der Haggada wird zwischen der Lebensge- 
schichte Josefs und der des Daniel eine Parallele gezogen. Jener 
wie dieser gelangte aus tiefer Niedrigkeit zu grosser Herrlich- 
keit; jener wie dieser war fromm und gottesfiirchtig; jener 
wie dieser schmachtete in einer Grube, und Gott nahm beide 
in seine Obhut; jener wie dieser besass die Gabe, dunkle 
Träume zu deuten, und stieg dadurch zu hohem Ansehen em- 
por usw. usw.^). Die Haggadisten greifen bei passender Ge- 
legenheit aus dem Leben dieser beiden Heroen an den HOfen 
ilirer Könige charakteristische Ereignisse heraus und stellen 
sie einander gegenüber, oder sie suchen gewisse Züge und 
Eigentümlichkeiten, die sich bei dem einen nachweisen lassen, 
in das Charakterbild des anderen einzuzeichnen. Auch bei 
Anführung von biblischen Versen, die nur auf die Person des 
einen Bezug zu haben scheinen, wird sofort der Person des 
anderen Erwähnung getan. 

Die Kenntnis dieser das Leben der beiden Helden und 
ihre herrschaftliche Stellung schildernden Sagen, die zweifels- 
ohne bei den Juden im Umlaufe waren, dürfte zu den arab. 
Autoren gelangt sein. Es ist daher erklärlich, wenn auch sie 
häufig in der Josefsgeschichte Vergleiche mit Vorgängen am 
Hofe des Königs von Babylon ziehen. So erzählen sie unter 
anderm, Josef habe, als er sich seiner verführerischen Herrin 
nahen woUte, ähnlich wie Belsazar, eine Hand gesehen, welche 
an der Wand eine Warnung aufzeichnete, den bösen Schritt 
zu unterlassen: 

„Er sah an der Wand geschrieben: Nahet euch nicht der 



1) Vgl. Jalk. z. Sam. I § 86; z. Reg. I § 217; z. Habak. § 668; 
E. Malachi § 590 etc. pn neuerer Zeit ist nachgewiesen worden, dsBS 
der Yerüasser des Baches Daniel eben die Geschichte Josefis mit als 
Modell benutzt hat N.] 

«) Tab. p. »"aI; Zam. p. flv; 6ämi*.alb. Xu, p. M; Ja*!, p. vi. 



— 83 — 

Unzucht; denn sie ist ein Laster und führt auf schlechte 
Wege (Kor. XVII, l*f). Als er das Zeichen seines Herrn 
erblickte, stand er auf, um davon zu laufen. ** 



Mit Beziehung auf Gen. 49, 22 erzählt die Haggada : 

a-Bj?« JHD tsi^^y) rry n^rr^uf "»na nw3öi d^'DW pSöpi pTu^ i'«'?y ntt^^St^ö rm 

.(^jro »•'30 rrn »S 

„Als Josef bei seinem Regierungsantritt durch Egypten zog, 
da lugten Prinzessinnen durch die Fenstergitter und warfen 
ihm seidene Bänder und Schleifen und Ringe aller Art zu, 
damit erjdoch seine Augen erhebe und sie anschaue; aber 
trotzdem blickte er sie nicht an. *" ' 

Diese Haggada, die schon Hieronymus^) aufgenonmien 
hat,|findet sich auch bei Ephraem: 

„Es lugten die Männer aus den Palästen und Schlössern, um 
ihn zu sehen. Durch die Mauern schauten Frauen und Jung- 
frauen aus den Gemächern. Denn der Ruf von seiner Schön- 
heit war überallhin gedrungen.** 



Nach^ den Rabbinen war Josef von seinem Vater 22 
Jahre abwesend: {^rm DYitn D^iti^y r^Kö ttn^o vp\ Bei den 
arab. Autoren schwankt die Zahl der Jahre ; sie füihren mehrere 



^) Gen. rab. 98,18; Pirke d'R. El. p. 98; Midr. hag. p. 629 u. 
p. 747; Targ. Jon. z. St.; Lek. t I, p. 120a; Jalk. z. Gen. § 161. 

') Quest. in Gen. z. XLIX, 22: Et est sensns capitoli: Joseph 
. . . qoi tarn polcher es, nt te tota de mnris et torribos ac fenestris 
paellarum Aegypti torba prospectet, invideront tibi etc. Vgl. Rahmer, 
Die hebr. Traditionen in den Werken des Hieronymos, Breslau 1861, S. 66. 

*) Hist d. Jos. p. 182. 

«) Sed. Ol. rab. p. 6b; Tanch. z. Gen. p. 96b; Midr. hag. p. 682 
b. Megilla 17a; Aggad. Bresch. 70, 8. 



— 84 — 

Ueberlieferungen an^ von denen jede eine andere Angabe 
aufweist^ darunter eine, die mit der der Babbinen über- 
einstimmt^). 

Eine einzige^ und zwar der Haggada entsprechende An- 
gabe kennt Aphraates (p. 465): 

^oiofi) ^ riüWil JLäLo9 ^^ä\k i^ijmS »Ad ^9^1aL .jannSi LmIo 

„Jakob ging nach Egypten hinab 20 Jahre nach dem Tode 
seines Vaters Isaak^ 22 Jahre^ nachdem sein Sohn Josef nach 
Egypten verkauft worden war/ 



Bei allen arabischen Autoren findet sich gemeinsam die 
Erzählung; dass die Egypter Josef nach seinem Tode in einen 
marmornen Sarg legten und in den Nil versenkten^). Einige 
fügen noch hinzu^ dass, als die Zeit kam^ wo die Kinder 
Israels Egypten verlassen sollten^ Mose nach dem Sarge 
suchte, um Josefs Gebeine mit sich nach dem verheissenen 
Lande zu nehmen, aber die Stelle im Nil, wo er versenkt 
war, nicht auflinden konnte. Er erfuhr sie erst von einem 
alten Weibe*). 



») d Ta*!. p. aö; Tab. p. fit* f. 

») Tab. p. fit** u. p. fA*!; Zam. p. fAA; Ta*l. p. aI; ebenBO BirOnl 

(ed. Sachau) p. M . Diese arab. Autoren kennen jedoch das alte Weib 

(Juutj^t ^^^JUi )j^^) nicht mit Namen, während es im Talmud 
(b. S6ta 18 a) und der Haggada als nvM na nno gekennzeichnet wird. 
Nor Ja'jkübi (angefahrt b. Gronbanm, s. weiter) weiss zu erzählen, dass es 
. jU^ (nach einer anderen LA. ^ ^Lm), Tochter des ^t war, die Moses 

an den Ort führte, wo Josef begraben lag. Wohl aber flicht Ta'labi 

(L c. Z. 22) in die Sage einen anderen jüdischen Zug ein, dass das alte Weib 

erst dann Moses die Stelle zeigte, nachdem er ihr den Eintritt ins Paradies 

zugesichert hatte: sju^ ^ ^J^ is^ ^^ ^^^ (S*^ ^' v£>v&3 



— 85 — 

Auf die jüdische Quelle dieser Sage^ die sich in vielen 
Midraschsammlungen^) mit grösseren und geringeren Abwei- 
chungen findet^ hat bereits Qrünbaum^) hingewiesen und sie 
ausfOhrlich behandelt. Diese schöne rabbinische Geschichte 
ist aber nicht allein zu den Arabern, sondern auch zu den 
Syrern gelangt. Ein Syrer gibt sie so wie die Mechilta wieder^). 



Nach der rabbinischen Darstellung bemühte sich Mose 
um die Auffindung des Sarges zu der Zeit, wo ganz Israel 
sich mit der Beute der Egypter befasste, was ihm auch zu 
grossem Ruhme angerechnet wird: 

.(^ppi" niöjfyn pvf ntwD) m'^aa 

„Und Mose nahm die Qebeine Josefs mit sich (Ex. 13, 19). 
Darin zeigt sich Moses Grösse. Denn ganz Israel beschäftigte 
sich mit der Beute, Mose aber mit den Gebeinen Josefs. "^ 

So knüpft auch Tabari^) an die Erzählung vom Sarge 
die Ton der Beute an, welche die Kinder Israels als Dar- 
lehen von den Egyptern erhoben. 

Aphraates hat diese Haggada vollständig aufgenommen: 
oiL o^iA^o I nqlo ^.ajva*? ^ioio^j^ )^a^ \.AAr ^^^ 

X%J^ ÜJÜM^t ^t *uJt ^1 ^^^jb l^j:^ l^Jaju ^t ^jÜ xIäJI 

So wird andi im Talmud Serach unter den Personen erwähnt, die ins 
Paradies eingingen, b. Der. Erez sutta, c. 1: mü\ . . . )*ir P^ ^D»d n^vn 
nvM na. Vgl. auch Targ. Jon. s. Gen. XLVI, 17; Jalk. z. Gen. § 76. 

^) Pes. d*R. Eah. p. 86 a; Exod. rab. 20, 19; Deut. rab. 11, 7; Bet 
ha-Midr. I, S. 115 £; Mech. z. Ex. 18,19; Jalk. z. Ex. § 227 etc. 

*) Neue Beiträge z. semit Sagenkunde, Leiden 1898, S. 149 ff. 

') cf. Wright, Gontributions to the apocryphal literature of the 
New Testament, London 1865, p. 62 f. (des syr. Textes). 

*) Pes. d*R.Eah. p. 85b; Exod. rab. 1. c; Mech. 1. c; b.Sdta 18a; 
Jalk. z. Ex. a. a. 0.; z. Prov, § 946 etc, 

•) p. f/v1. 



— 86 — 
a^Ajfe; \ic]jo ^o Lsoi; ^ nL api^o lo^f\ ^r^Sl ^^^^ir^ 

. Damals nahm Mose die Gebeine Josefs und zog aus. Die 
Gebeine des gerechten Mannes waren ihm teurer und besser 
als das Gold und Silber^ das die Kinder Israels aus Egypten 
mitnahmen/ 



>) Hom. Vm, p. 160. Vgl. Funk, Haggad. Elemente in d. Homilien 
des Aphraates, Wien 1891, 8. 88. 




Berlchtignmgeii: 

Seite 12, Zeile 8 von oben statt Geschichie lies Geschiebte. 

^ 19, Anm. 4 » V. I* » V. *• 

» 29, „ 1 „ i>»A^ » ( 3 -*fl A » <>} 



46, ZeUe 1 „ „ „ ^^^a^ 






Urnok Ton H. Itikowski. Berlin. 




3 2044 048 285 266 




HOM 



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